Armin Hölscher
(geb. 1901)
06.05.1944 KZ Mauthausen
04.05.1945 Flucht aus dem KZ
Armin Hölscher wurde am 26. Oktober 1901 im thüringischen Gotha geboren und später evangelisch getauft. Die Eltern waren Dr. Karl Hölscher und seine Frau Gertrud, geborene Eggers. Als Beruf gab er Chemiker an.
Über sein Leben ist uns nur wenig bekannt. Er studierte in Heidelberg. 1923 wurde er wegen einer diagnostizierten Geisteskrankheit vom Amtsgericht Heidelberg entmündigt, scheint aber weiter in Heidelberg gelebt zu haben. Am 26. August 1940 wurde er in Berlin, nach eigenen Angaben vom Sicherheitsdienst der NSDAP (SD), verhaftet. Aus welchem Grund und was weiter aus der Verhaftung folgte ist nicht bekannt. Zu einem nicht genannten Zeitpunkt wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch wenige Kilometer südlich von Heidelberg eingewiesen. Im Zuge der im Frühjahr 1944 erfolgten Auslieferung eines Teils der forensischen Anstaltspatienten an die SS wurde Armin Hölscher zusammen mit weiteren Wieslocher Anstaltspatienten auf Weisung der Kripo Karlsruhe am 6. Mai 1944 in das KZ Mauthausen verschleppt. Dort wurde er mit der Häftlingsnummer 65433 versehen und, wie grundsätzlich alle in das Lager eingewiesenen forensischen Patienten, als Sicherungsverwahrter "SV" registriert.
Vom 2. Juni bis 27. Juli 1944 war er im benachbarten Konzentrationslager Gusen als Facharbeiter bei der Flugzeugproduktion von Messerschmitt eingesetzt. Danach hielt er sich im Krankenrevier auf. Kurz vor der Befreiung des Lagers gelang ihm von dort die Flucht und er kehrte nach Heidelberg zurück.
Im Januar 1946 heiratete er Franziska, geborene Frey. Sie war während des Nationalsozialismus trotz Verbots als Angehörige der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas aktiv gewesen, mehrmals inhaftiert und ebenfalls in der Heilanstalt Wiesloch untergebracht worden.
Anfang 1960 stellte Armin Hölscher einen Wiedergutmachungsantrag nach dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz (AKG) bei der Oberfinanzdirektion Karlsruhe (das AKG vom 1. Januar 1958 regelte Kriegsfolge- und Verfolgungsschäden, die nicht bereits durch andere Gesetze wie z.B. das Bundesentschädigungsgesetz reguliert worden waren - eine Art letzter Instanz für diejenigen, die bisher keine Entschädigungsleistungen erhalten hatten). Die Oberfinanzdirektion bat den Internationalen Suchdienst in Arolsen um eine Inhaftierungsbestätigung, die sie denn auch erhielt. Den weiteren Verlauf des Verfahrens kennen wir nicht.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Armin Hölschers letzte frei gewählte Wohnadresse Hauptstraße 229 in Heidelberg (wo er auch nach der Befreiung wieder wohnte).
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Armin Hölscher
DocID: 130145677 (Häftlingspersonalkarte)
Korrespondenzakte TD 798065
Generallandesarchiv Karlsruhe
269 Nr. 3348 (Entmündigungsverfahren)
Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste Mauthausen vom 06.05.1944
Kurt Willy Triller, Schwetzinger Zeitung vom 12.7.2014, Erinnerung an Franziska Hölscher geb. Frey (die dortigen Angaben zu Armin Hölschers KZ-Aufenthalt weichen von unseren Befunden ab).
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: November 2024
www.kz-mauthausen-bw.de
06.05.1944 KZ Mauthausen
04.05.1945 Flucht aus dem KZ
Armin Hölscher wurde am 26. Oktober 1901 im thüringischen Gotha geboren und später evangelisch getauft. Die Eltern waren Dr. Karl Hölscher und seine Frau Gertrud, geborene Eggers. Als Beruf gab er Chemiker an.
Über sein Leben ist uns nur wenig bekannt. Er studierte in Heidelberg. 1923 wurde er wegen einer diagnostizierten Geisteskrankheit vom Amtsgericht Heidelberg entmündigt, scheint aber weiter in Heidelberg gelebt zu haben. Am 26. August 1940 wurde er in Berlin, nach eigenen Angaben vom Sicherheitsdienst der NSDAP (SD), verhaftet. Aus welchem Grund und was weiter aus der Verhaftung folgte ist nicht bekannt. Zu einem nicht genannten Zeitpunkt wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch wenige Kilometer südlich von Heidelberg eingewiesen. Im Zuge der im Frühjahr 1944 erfolgten Auslieferung eines Teils der forensischen Anstaltspatienten an die SS wurde Armin Hölscher zusammen mit weiteren Wieslocher Anstaltspatienten auf Weisung der Kripo Karlsruhe am 6. Mai 1944 in das KZ Mauthausen verschleppt. Dort wurde er mit der Häftlingsnummer 65433 versehen und, wie grundsätzlich alle in das Lager eingewiesenen forensischen Patienten, als Sicherungsverwahrter "SV" registriert.
Vom 2. Juni bis 27. Juli 1944 war er im benachbarten Konzentrationslager Gusen als Facharbeiter bei der Flugzeugproduktion von Messerschmitt eingesetzt. Danach hielt er sich im Krankenrevier auf. Kurz vor der Befreiung des Lagers gelang ihm von dort die Flucht und er kehrte nach Heidelberg zurück.
Im Januar 1946 heiratete er Franziska, geborene Frey. Sie war während des Nationalsozialismus trotz Verbots als Angehörige der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas aktiv gewesen, mehrmals inhaftiert und ebenfalls in der Heilanstalt Wiesloch untergebracht worden.
Anfang 1960 stellte Armin Hölscher einen Wiedergutmachungsantrag nach dem Allgemeinen Kriegsfolgengesetz (AKG) bei der Oberfinanzdirektion Karlsruhe (das AKG vom 1. Januar 1958 regelte Kriegsfolge- und Verfolgungsschäden, die nicht bereits durch andere Gesetze wie z.B. das Bundesentschädigungsgesetz reguliert worden waren - eine Art letzter Instanz für diejenigen, die bisher keine Entschädigungsleistungen erhalten hatten). Die Oberfinanzdirektion bat den Internationalen Suchdienst in Arolsen um eine Inhaftierungsbestätigung, die sie denn auch erhielt. Den weiteren Verlauf des Verfahrens kennen wir nicht.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Armin Hölschers letzte frei gewählte Wohnadresse Hauptstraße 229 in Heidelberg (wo er auch nach der Befreiung wieder wohnte).
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Armin Hölscher
DocID: 130145677 (Häftlingspersonalkarte)
Korrespondenzakte TD 798065
Generallandesarchiv Karlsruhe
269 Nr. 3348 (Entmündigungsverfahren)
Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste Mauthausen vom 06.05.1944
Kurt Willy Triller, Schwetzinger Zeitung vom 12.7.2014, Erinnerung an Franziska Hölscher geb. Frey (die dortigen Angaben zu Armin Hölschers KZ-Aufenthalt weichen von unseren Befunden ab).
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: November 2024
www.kz-mauthausen-bw.de