Karl Lauble
(geb. 1896)
Badischer "Gewitter“-Häftling
23.09.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
02.11.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen
Karl Lauble wurde am 22. September 1896 in St. Georgen im Schwarzwald geboren. In seinem Geburtsort besuchte er die Volks- und die Gewerbeschule und wurde Uhrmacher. Er war verheiratet mit Paula Gommeringer und hatte zwei in den Jahren 1918 und 1927 geborene Kinder (ein Sohn ist 1942 im Krieg gefallen). Die Familie wohnte in St. Georgen in der Sommerauerstraße 26. Seit 1937 übte Lauble seinen Uhrmacherberuf bei der Firma Kieninger in St. Georgen aus.
Lauble war von 1920 bis 1933 aktives Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPD). Außerdem war er in der Zeit vor der NS-Machtübernahme Mitglied des sozialdemokratisch orientierten Wehrverbandes „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Nach der NS-Machtübernahme hielt er sich in den Monaten April/Mai und Juli/August 1933 im Ausland auf. Am 15. Mai 1933 verurteilte ihn das Amtsgericht Villingen wegen Nichtanmeldung von Waffen – darunter eine Pistole und ein Revolver mit Munition – zu drei Monaten Gefängnis. Und weil er am 1. Juli 1934 in der Wirtschaft zum „Hils“ in St. Georgen mehrfach geäußert haben soll „ich gehöre zur roten Front“, wurde er wegen groben Unfugs zu einer Freiheitsstrafe von fünf Tagen verurteilt.
Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) festgenommen. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am Tag nach seiner Verhaftung wurde Lauble von der Stapoleitstelle Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23181, Kategorie „Pol. R.D.“). Als das Lager Natzweiler wenig später aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Schutzhäftling Nummer 101878). Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 98482 „Polit“). Im KZ-Komplex Mauthausen wurde er als Metallarbeiter eingesetzt. Nach eigenen Angaben musste er auch im Steinbruch arbeiten. Am 2. November 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen entlassen und kehrte an seinen Heimatort zurück.
Nach dem Krieg war er wieder Mitglied der SPD. Ab Juli 1945 wurde er als Polizeibeamter eingesetzt. Seit 18. Februar 1947 war er offiziell als „Opfer des Nazismus“ anerkannt. Am 27. November 1947 beantragte er bei der Vorbereitenden Kommission der Internationalen Flüchtlingsorganisation (IRO) Unterstützung. Diese wurde ihm offenbar anfangs gewährt, denn er erhielt ein „fiche provisoire“ (vorläufiger Registrierungsausweis) der IRO und sein Name erscheint auf einer Erfassungsliste von Displaced Persons (DP) vom 28. Januar 1948 des „Centre de Villingen I“ unter der Kategorie „A“. Mitte September 1948 erklärte sich die IRO allerdings für seinen Fall als nicht zuständig, da er als nichtjüdischer deutscher Verfolgter in Deutschland lebe und daher weder als DP noch als Flüchtling zu betrachten sei. Für seine eigentlichen Wiedergutmachungsangelegenheiten war die Zweigstelle Villingen der Badischen Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus und später die Freiburger Außenstelle des Landesamts für die Wiedergutmachung verantwortlich.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Karl Laubles Wohnsitz in der Sommerauerstraße 26 in St. Georgen im Schwarzwald.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Karl Lauble
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau – Karl Lauble
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Karl Lauble
DocID: 67986722 (Karl LAUBLE)
3.2.1.1 CM/1 Akten aus Deutschland, DocID: 79389319 ff.
3.1.1.2 Listenmäßige Erfassung von DPs in DP-Lagern, DocID: 82038134
Staatsarchiv Freiburg
F 196/1 Nr. 1916 (Wiedergutmachung)
F 196/1 Nr. 2972
D 180/2 Nr. 179295 (Spruchkammer)
© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Oktober 2023
www.kz-mauthausen-bw.de
Badischer "Gewitter“-Häftling
23.09.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
02.11.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen
Karl Lauble wurde am 22. September 1896 in St. Georgen im Schwarzwald geboren. In seinem Geburtsort besuchte er die Volks- und die Gewerbeschule und wurde Uhrmacher. Er war verheiratet mit Paula Gommeringer und hatte zwei in den Jahren 1918 und 1927 geborene Kinder (ein Sohn ist 1942 im Krieg gefallen). Die Familie wohnte in St. Georgen in der Sommerauerstraße 26. Seit 1937 übte Lauble seinen Uhrmacherberuf bei der Firma Kieninger in St. Georgen aus.
Lauble war von 1920 bis 1933 aktives Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPD). Außerdem war er in der Zeit vor der NS-Machtübernahme Mitglied des sozialdemokratisch orientierten Wehrverbandes „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Nach der NS-Machtübernahme hielt er sich in den Monaten April/Mai und Juli/August 1933 im Ausland auf. Am 15. Mai 1933 verurteilte ihn das Amtsgericht Villingen wegen Nichtanmeldung von Waffen – darunter eine Pistole und ein Revolver mit Munition – zu drei Monaten Gefängnis. Und weil er am 1. Juli 1934 in der Wirtschaft zum „Hils“ in St. Georgen mehrfach geäußert haben soll „ich gehöre zur roten Front“, wurde er wegen groben Unfugs zu einer Freiheitsstrafe von fünf Tagen verurteilt.
Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) festgenommen. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am Tag nach seiner Verhaftung wurde Lauble von der Stapoleitstelle Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23181, Kategorie „Pol. R.D.“). Als das Lager Natzweiler wenig später aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Schutzhäftling Nummer 101878). Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 98482 „Polit“). Im KZ-Komplex Mauthausen wurde er als Metallarbeiter eingesetzt. Nach eigenen Angaben musste er auch im Steinbruch arbeiten. Am 2. November 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen entlassen und kehrte an seinen Heimatort zurück.
Nach dem Krieg war er wieder Mitglied der SPD. Ab Juli 1945 wurde er als Polizeibeamter eingesetzt. Seit 18. Februar 1947 war er offiziell als „Opfer des Nazismus“ anerkannt. Am 27. November 1947 beantragte er bei der Vorbereitenden Kommission der Internationalen Flüchtlingsorganisation (IRO) Unterstützung. Diese wurde ihm offenbar anfangs gewährt, denn er erhielt ein „fiche provisoire“ (vorläufiger Registrierungsausweis) der IRO und sein Name erscheint auf einer Erfassungsliste von Displaced Persons (DP) vom 28. Januar 1948 des „Centre de Villingen I“ unter der Kategorie „A“. Mitte September 1948 erklärte sich die IRO allerdings für seinen Fall als nicht zuständig, da er als nichtjüdischer deutscher Verfolgter in Deutschland lebe und daher weder als DP noch als Flüchtling zu betrachten sei. Für seine eigentlichen Wiedergutmachungsangelegenheiten war die Zweigstelle Villingen der Badischen Landesstelle für die Betreuung der Opfer des Nationalsozialismus und später die Freiburger Außenstelle des Landesamts für die Wiedergutmachung verantwortlich.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Karl Laubles Wohnsitz in der Sommerauerstraße 26 in St. Georgen im Schwarzwald.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Karl Lauble
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau – Karl Lauble
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Karl Lauble
DocID: 67986722 (Karl LAUBLE)
3.2.1.1 CM/1 Akten aus Deutschland, DocID: 79389319 ff.
3.1.1.2 Listenmäßige Erfassung von DPs in DP-Lagern, DocID: 82038134
Staatsarchiv Freiburg
F 196/1 Nr. 1916 (Wiedergutmachung)
F 196/1 Nr. 2972
D 180/2 Nr. 179295 (Spruchkammer)
© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Oktober 2023
www.kz-mauthausen-bw.de