Adolf Specht (1887 - 1941)
03.05.1940 KZ Dachau
16.08.1940 KZ Mauthausen
17.08.1940 KZ Gusen
09.09.1941 Tod im KZ Mauthausen
Adolf Specht wurde am 6. Juni 1887 in Pfedelbach, damals dem Landkreis Öhringen zugehörig, geboren. Der Verheiratete und wieder Geschiedene war Vater zweier Kinder. Bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1937 wohnte er in der Dammstraße in Heilbronn. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Arbeiter. Bei der Aufnahme ins Konzentrationslager Dachau gab er an, gelernter Steinmetz zu sein. Darüber hinaus liegen nur spärliche biografische Informationen vor, und auch die Kenntnisse über eventuelle Vergehen und Vorstrafen sind äußerst lückenhaft.
Aus den Akten eines Militärstrafverfahrens gegen Specht geht hervor, dass er im Ersten Weltkrieg dem Württembergischen Reserve-Infantrie-Regiment 120 zugeteilt war. Im Oktober 1917 befand er sich zur Behandlung einer Geschlechtskrankheit im Kriegslazarett VII in der französischen Gemeinde Avesnes-sur-Helpes. Sein Regiment befand sich zur selben Zeit in einem Stellungskrieg im belgischen Flandern. Nach der Genesung kehrte er nicht zu seinem Regiment an die Front zurück, sondern machte sich auf den Weg nach Hause, wurde jedoch am 21. November 1917 von Feldgendarmen am Bahnhof der nordfranzösischen Stadt Douai festgenommen. Wenige Tage später meldete er sich erneut wegen seiner Geschlechtskrankheit krank und befand sich bis zum 27. Dezember 1917 im Lazarett im belgischen Edingen. Zu seinem Regiment zog es ihn noch immer nicht zurück, sein Ziel war weiterhin Heilbronn. Laut eigener Aussage vor Gericht weil ein ihm bekannter Unteroffizier seine Geschlechtskrankheit innerhalb der Kompanie verbreitet habe. In Heilbronn wurde er am 27. Februar 1918 von Landjägern beim Betreten seiner Wohnung festgenommen. Bis dahin hatte er sich teils in Stuttgart, teils in der Heilbronner Gegend aufgehalten und zur Bestreitung seines Lebensunterhalts ab und zu bei Bauern gearbeitet. Am 7. Juni 1918 verurteilte ihn das Kriegsgericht Stuttgart wegen zweier Vergehen der „erschwerten unerlaubten Entfernung im Feld“ zu einem Jahr Gefängnis.
Die nächste Information, die über Specht vorliegt, stammt vom 22. Oktober 1937. An diesem Tag wurde er zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Es wird nicht angeführt, für welche Vergehen er vor Gericht stand. Einen Teil der Strafe verbüßte er im Zuchthaus in Ludwigsburg. Von dort wurde er am 19. Mai 1938 ins Strafgefangenenlager VII in Esterwegen im Emsland verlegt. Die Verlegung erfolgte auf Basis des Erlasses Nr. 4431 a-160/2 des Generalstaatsanwalts Stuttgart vom 13. Mai 1938. Das Strafgefangenenlager Esterwegen war eines der sieben berüchtigten Emslandlager.
Es ist davon auszugehen, dass Specht nach dem Strafende nicht entlassen, sondern auf Veranlassung der Kriminalpolizei in sogenannte „polizeiliche Sicherungsverwahrung“ (PSV) überführt wurde. Er kam ins Konzentrationslager Dachau. Laut Schreibstubenkarte traf er dort am 3. Mai 1940 ein und wurde unter der Kategorie PSV und der Häftlings-Nummer 7194 geführt. Am 16. August 1940 ging es für ihn in einem Transport von 1000 Häftlingen vom KZ Dachau zum KZ Mauthausen. Laut Zugangsliste des KZ Mauthausen erhielt er nun die Kategorie BV („Berufsverbrecher“) und die Häftlings-Nummer 1561. Adolf Specht verstarb im Alter von 54 Jahren am 9. September 1941 im KZ Mauthausen.
Im Raum der Namen auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen wird Adolf Specht zusammen mit mehr als 84.000 im Lagersystem Mauthausen verstorbenen Häftlingen genannt. Und auf der Homepage „Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step“ finden sich einige Informationen über ihn. Dies sind vermutlich die ersten öffentlichen Hinweise auf sein Verfolgungsschicksal.
Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf die letzte bekannte Wohnadresse vor der Verhaftung im Jahr 1937 in der Dammstraße 44 in Heilbronn.
Quellen und Literatur
Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 78 Bü 189
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 d V Bü 1843
ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.26.3 Inhaftierungsdokumente Mauthausen/ Adolf Specht
1.1.6 Schreibstubenkarte Dachau/ Adolf Specht
Mauthausen Memorial https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/
Searching Dachau Concentration Camp Records in OnIne Step https://stevemorse.org/dachau/dachau.html
Maršálek, Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, Wien-Linz 1995, S. 111.
Bildnachweis
ITS Digital Archive, Arolsen Archives: Schreibstubenkarte Dachau/ Adolf Specht
© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: Dezember 2021
www.kz-mauthausen-bw.de