Arthur Alexander (1907 - 1944)
27.10.1936 Anordnung der Sicherungsverwahrung
23.03.1944 KZ Mauthausen
16.07.1944 Tod im KZ Gusen
Arthur Alexander wurde am 10. Januar 1907 in Rohrbach (heute ein Stadtteil von Heidelberg) geboren und später evangelisch getauft. Bis zu seinem 12. Lebensjahr wohnte er bei seinen Eltern und besuchte die Volksschule. Als Beruf gab er später Schuhmacher an.
Ab dem 5. Januar 1920 war er auf Anordnung des Jugendgerichts Mannheim in der Erziehungsanstalt Sunnisheim in Sinsheim untergebracht. Von der Anstalt wurde er an einen Landwirt in Ochsenbach als Knecht vermittelt und arbeitete dort vom 26. Juni 1922 bis 26. Juni 1925. Anschließend war er bei einem Landwirt in Sinsheim beschäftigt. Wegen mehrerer Diebstähle und einem "Einbruchdiebstahl" wurde er am 9. März 1926 vom Amtsgericht Sinsheim zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, erhielt aber zunächst bedingten Strafaufschub. Vom Sommer 1926 bis 1928 war er als Knecht in Heimsheim tätig.
Die nächsten drei Jahre verliefen im ständigen Kreislauf: Diebstähle - Gefängnis - Diebstähle - Gefängnis. Am 15. Dezember 1933 verurteilte ihn die Große Strafkammer des Landgerichts Heidelberg zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe. In diesem Verfahren wurde er auch zum "gefährlichen Gewohnheitsverbrecher" erklärt - Voraussetzung für eine spätere Anordnung der Sicherungsverwahrung.
Nach Verbüßung der Strafe ging er nach Stuttgart und quartierte sich im Wirtshaus "Storchen" ein. Die nächsten Wochen bestritt er seinen Lebensunterhalt damit, Koffer zu entwenden, die Reisende am Bahnhof und anderswo abgestellt hatten, und den Inhalt unter anderem im Pfandhaus zu versetzen. Am 27. Oktober 1936 verurteilte ihn die 3. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart deswegen zu drei Jahren Zuchthaus und ordnete die anschließende Sicherungsverwahrung an. Am 18. Januar 1937 wurde er ins Zuchthaus Ludwigsburg eingeliefert.
1938 wurde Arthur Alexander auf Erlass des Generalstaatsanwalts Stuttgart vom Zuchthaus Ludwigsburg ins Zuchthaus Celle verlegt. Am 10. Juni 1938 erreichte den Oberstaatsanwalt beim Landgericht Stuttgart die Mitteilung: "Der am 24. Mai 1938 in das Zuchthaus Celle versetzte Strafgefangene Artur Alexander von Rohrbach wird wegen Untauglichkeit für die dortigen Außenarbeitsstellen am 11. Juni 1938 wieder hierher zurückgeliefert."
Ende Dezember 1939 wurde der Vorstand der Sicherungsanstalt (eine Abteilung im Gefängnis, in die die Sicherungsverwahrten nach Strafverbüßung in den Maßregelvollzug überführt wurden) Schwäbisch Hall informiert, dass Alexander nach Strafende (21.12.1939) der Sicherungsanstalt am 2. Januar 1940 "zugeliefert" werde.
Im September 1942 vereinbarte Reichsjustizminister Otto Georg Thierack mit dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler die schubweise Auslieferung aller Sicherungsverwahrten, die bisher der Justiz unterstanden und in den Sicherungsanstalten einsaßen, an die Polizei (nur Gestapo oder Kripo konnten, über Antrag beim Reichsicherheitshauptamt, KZ-Einweisungen vornehmen). In den Konzentrationslagern sollten sie - wie es explizit hieß - der „Vernichtung durch Arbeit“ preisgegeben werden. Betroffen von dieser Vereinbarung war auch Arthur Alexander.
Am 22. März 1944 wurde er mit einem Sammeltransport von Schwäbisch Hall nach Mauthausen verschubt. Im Lager wurde er am 23. März 1944 als Sicherungsverwahrter ("SV") registriert und bekam die Häftlingsnummer 59270. Später wurde er in das nahegelegene KZ Gusen verlegt. Dort fand er am 16. Juli 1944 im Alter von 37 Jahren den Tod. Während im Totenbuch Gusen als Todesursache "Freitod durch Erhängen" angegeben ist, findet sich im Verzeichnis "unnatürliche Todesursachen" des KZ Mauthausen "auf der Flucht erschossen".
In Ermangelung einer eindeutigen freiwilligen letzten Wohnadresse zeigt die Markierung auf der Übersichtskarte Arthur Alexanders Geburtsort Heidelberg-Rohrbach.
Quellen
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
Auskunft vom 11.8.2022
DocID: 1329007 (Artur Alexander))
1.1.26.1 / 1317732 (Totenbücher Gusen)
1.1.26.1 / 1291317 (Totenbücher Gusen)
1.2.2.1 / 11289024 (Verzeichnisse des Reichskriminalpolizeiamtes Berlin über Todesfälle)
Staatsarchiv Ludwigsburg
E 356 d V Bü 1458
Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)
Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste KZ Mauthausen vom 23. März 1944
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Oktober 2024
www.kz-mauthausen-bw.de