Direkt zum Inhalt
« Zurück

Emil Geiger (1901 - 1958)

Facharbeiter bei „Bergkristall“

15.09.1937 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
02.05.1943 KZ Gusen
09.04.1945 Entlassung aus KZ Mauthausen/Gusen

Emil Geiger, geboren am 8. Mai 1901 in Heilbronn, war von Beruf Ingenieur. Er war evangelisch, verheiratet und hatte keine Kinder. Zusammen mit seiner Frau wohnte er in Heilbronn in der Kleiststraße 1 beziehungsweise Sichererstraße 54. Als er staatspolizeilich verhaftet wurde, war er vierfach vorbestraft wegen Diebstahls und wegen Körperverletzung. Die Gründe für die Verhaftung sind nicht bekannt, auch ist der Zeitpunkt ungewiss. Der Angabe auf seiner KZ-Personalkarte, nach der er bereits im November 1935 von der Gestapo Stuttgart in ein Konzentrationslager eingewiesen worden sein soll, steht das Datum seines Eintreffens erst am 15. September 1937 im KZ Dachau gegenüber (im Zugangsbuch Dachau wurde er am 15.11.1937 eingetragen). In Dachau war er Schutzhäftling Nummer 13032. Wegen der temporären Umnutzung des Lagers für Ausbildungszwecke der SS wurde er am 27. September 1939 mit einem 1.600 Häftlinge umfassenden Massentransport in das Konzentrationslager Mauthausen überstellt und erhielt dort die Häftlingsnummer 15221 „Sch“ (Schutzhaft).

Am 2. Mai 1943 kam er in das Mauthausen-Parallellager Gusen (Häftlingsnummer 15221/50255). Von dort wurde er als Facharbeiter bei den Rüstungswerken Steyr eingesetzt. Ab Jahresende 1943 war er eine Woche in der Schlosserei im KZ Gusen tätig, danach als Facharbeiter bei der Rüstungsfirma Messerschmitt. Seit dem 8. August 1944 musste er, ebenfalls als Facharbeiter, für das Unternehmen „Bergkristall“ arbeiten, einem bei St. Georgen an der Gusen eingerichteten unterirdischen Flugzeugwerk für die Großserienproduktion von Jagdflugzeugen des Typs Messerschmitt Me 262. Vorübergehend - bis 8. September 1944 - war er im Krankenrevier in Gusen. Am 9. April 1945 wurde er aus dem KZ Mauthausen/Gusen entlassen. Ob die Entlassung zum Zwecke eines militärischen Einsatzes erfolgte ist nicht geklärt.1 Das Entlassungsdatum legt jedoch nahe, dass er zu dem von dem Mauthausen-Häftling Otto Wahl so genannten SS-"Bataillon Ziereis" herangezogen wurde. Doch fehlen für diese Annahme Quellenbelege.

Nach dem Krieg scheint er vorübergehend in Stuttgart-Möhringen gewohnt zu haben, danach ließ er sich in München nieder. Für seine Wiedergutmachungsangelegenheiten war daher das Bayrische Landesentschädigungsamt München zuständig. Zuletzt lebte Emil Geiger in München-Pasing. Er starb am 10. April 1958. Erben sind keine bekannt. Am 12. Mai 1964 stellte der Internationale Suchdienst (ITS) in Arolsen dem Oberstaatsanwalt in Köln eine Inhaftierungsbescheinigung für Emil Geiger aus.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Emil Geigers Wohnsitz bei seiner Verhaftung: Kleiststraße 1 in Heilbronn.

_______________________________________

Ab 1. März 1945 wurden einzelne Häftlinge aus dem KZ Mauthausen entlassen und zu einer SS-Sondereinheit herangezogen, vgl. Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien Linz 3. Aufl. 1995, S. 322 Anm. 3. Vgl. Biografie Otto Wahl.

 


Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Emil Geiger
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Emil Geiger
DocID: 130429164 (Zugangsbuch Dachau)
Korrespondenzakte TD 921321

Staatsarchiv Ludwigsburg
EL 350 I Bü 25434


© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: Dezember 2023
www.kz-mauthausen-bw.de