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Hermann Schüle (1898 - 1941)

07.09.1940 KZ Dachau
10.03.1941 KZ Mauthausen
12.06.1941 Tod im KZ Mauthausen

Hermann Schüle wurde am 9. März 1898 in Münster am Neckar, einem heutigen Stadtteil von Stuttgart, geboren. Seine Eltern Maria und David Schüle zogen später in der Hallstraße in Bad Cannstatt. Hermann war gelernter Installeur, arbeitete jedoch auch später auch als Pferdeknecht. Zuletzt war er bis zu seiner Festnahme 1939 bei der Ziemann AG in Ludwigsburg beschäftigt.

Im März 1918 stand der damals 20-Jährige erstmals vor Gericht. Zusammen mit der Verurteilung durch das Amtsgericht Ludwigsburg im April 1939 listet sein Vorstrafenregister 24 Gefängnis- und Zuchthausstrafen auf. In den häufigsten Fällen handelte es sich um Strafen wegen Diebstahls in Verbindung mit Betrug. Das Ludwigsburger Amtsgericht verhandelte gegen ihn im April 1939 wegen einer nicht bezahlten Taxifahrt von Stuttgart nach Kornwestheim und der Entwendung eines Paars Handschuhe und eines Wintermantels und verurteilte ihn deshalb zu einem Jahr und vier Monaten Zuchthaus. Im Urteil wurde die hohe Zuchthausstrafe mit den vielen Vorstrafen begründet. Dort findet sich auch der Hinweis darauf, „… dass bei weiteren Rückfällen die Frage der Sicherungsverwahrung zu prüfen sein wird“.
 
Die Haftzeit von Schüle im Ludwigsburger Zuchthaus endete fristgerecht am 31. Juli 1940. Ende Mai 1940 schrieb die Zuchthausverwaltung an die Kriminalpolizeileitstelle in Stuttgart: „… Der Zuchthausgefangene Schüle führt sich hier unter Aufsicht nicht schlecht. Er ist aber, wie die vielen Vorstrafen beweisen, ein Mensch, der vom Verbrechen nicht lassen kann. Die Strafe war bei ihm keine abschreckende Wirkung mehr. In der Freiheit wird er in Kürze rückfällig werden und der Sicherungsverwahrung verfallen. Ich halte daher polizeiliche Vorbeugungshaft für das Gegebene.“ Drei  Tage später war die Entscheidung über das weitere Schicksal des Gefangenen Schüle besiegelt. Die Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart ordnete "polizeiliche Vorbeugungshaft" und seine Verlegung in das Stuttgarter Polizeigefängnis in der Büchsenstraße an.

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Kripo
Schreiben der Kriminalpolizeileitstelle Tuttgart vom 1.06.1940

Am 07. September 1940 wurde er in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Er erhielt die Häftlingsnummer 18876 und wurde mit dem Kürze "PSV" für "polizeiliche Sicherungsverwahrung" und mit dem grünen Winkel der „Kriminellen“ gekennzeichnet. Am 10. März 1941 wurde Schüle vom KZ Dachau in das KZ Mauthausen und von dort weiter in das nahegelegene KZ Gusen verlegt, wo er keine drei Monate später, am 12. Juni 1941 im Alter von 43 Jahren verstorben ist. Er war einer der 5052 im KZ Gusen gezählten Toten des Jahres 1941.

Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf die letzte Wohnadresse vor der Verhaftung in der Talstraße 3 in Ludwigsburg.


Quellen und Literatur
Staatsarchiv Ludwigsburg: StAL 356 d III Bü 651 und E 356 V Bü 2431

ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.6 Inhaftierungsdokumente Dachau, Hermann Schüle

Maršálek, Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, Wien 1995, S. 134

Bildnachweis
Staatsarchiv Ludwigsburg: E 356 V Bü 2431, Schreiben der Kriminalpolizeileitstelle Tuttlingen vom 01.06.1940


© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stutgart
Stand: Juli 2021
www.kz-mauthausen-bw.de