Wilhelm Stump (1890 - 1963)
Sozialdemokrat, Bürgermeister der Stadt Kandern
23.08.1944 KZ Natzweiler
06.09.1944 KZ Dachau
16.09.1944 KZ Mauthausen
31.10.1944 Entlassung aus KZ Mauthausen
Wilhelm Stump wurde am 14. August 1890 im südbadischen Kandern (im damaligen Kreis Müllheim) geboren. Er besuchte acht Jahre die Volks- und drei Jahre die Gewerbeschule, machte eine Lehre als Mechaniker und arbeitete in diesem Beruf in Gaggenau und Frankfurt am Main. Danach war er Former beim Eisenwerk Kandern. Er wohnte mit seiner Ehefrau Rosa, geborene Eberhard, in Kandern in der Heinrich-Bösiger-Straße 3. Die Ehe blieb kinderlos. 1914, im Ersten Weltkrieg, erlitt er eine Schussverletzung.
Seit 1908 war er Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV) und gehörte seit 1914 der SPD an. Von 1926 bis 1930 war er im Bürgerausschuss, von 1930 bis 1933 im Gemeinderat in Kandern.
Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der nach dem Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erfolgten reichsweiten Verhaftungsaktion „Aktion Gewitter“ (auch Aktion Gitter und Aktion Himmler genannt) verhaftet. Die Gestapoaktion „Gewitter“ betraf ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der Sozialdemokraten, Kommunisten und der Zentrumspartei sowie weiterer Parteien der Weimarer Republik. Am folgenden Tag wurde Stump von der Gestapo – Stapoleitstelle Karlsruhe – in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass eingewiesen (Häftlingsnummer 23377 „Pol. R.D.“ - politisch reichsdeutsch). Als das Lager Natzweiler angesichts der näherrückenden Front wenig später aufgelöst wurde, kam er per Sammeltransport vom 4./6. September 1944 in das KZ Dachau (Häftlingsnummer 101483). Bereits am 14./16. September 1944 erfolgte jedoch, ebenfalls per Sammeltransport, die Überstellung in das Konzentrationslager Mauthausen (Häftlingsnummer 99236 „Polit“). Am 31. Oktober 1944 wurde er aus dem KZ Mauthausen mit der auf dem Entlassungsschein erteilten Auflage entlassen, sich bei der Ortspolizei seines Wohnorts und „sofort bei der Geheimen Staatspolizei Karlsruhe“ zu melden.
Anfang März 1946 wurde Wilhelm Stump von den französischen Militärbehörden zum Bürgermeister von Kandern ernannt. 1948 wurde er durch Wahl in dem Amt bestätigt, das er bis 1957 bekleidete. 1948 kam er als Nachrücker für einen verstorbenen SPD-Abgeordneten in den Badischen Landtag, dem er bis zu dessen Auflösung 1952 angehörte. Er war 1952 bis 1956 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung beziehungsweise Abgeordneter des Baden-Württembergischen Landtages.
In Sachen Haftentschädigung wurde Ende März 1950 wurde dem Finanzamt Lörrach – Dienststelle für Vermögenskontrolle – auf dessen Ersuchen vom Internationalen Suchdienst über die französische Mission in Arolsen eine Inhaftierungsbescheinigung übermittelt. Ebenfalls ein solches Dokument wurde dem Oberstaatsanwalt in Köln am 18. Juni 1963 zugestellt. Für die Wiedergutmachung war die Außenstelle Freiburg des Landesamts für die Wiedergutmachung zuständig.
Wilhelm Stump starb am 21. Juli 1963 in Lörrach.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Wilhelm Stumps Wohnadresse Heinrich-Bösiger-Straße 3 in Kandern im Landkreis Lörrach.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.29.2 Individuelle Unterlagen Natzweiler – Wilhelm Stump
1.1.6.1 Listenmaterial Dachau / Zugangsbücher des Konzentrationslagers Dachau
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Wilhelm Stump
T/D 774789
Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 197478
F 196/1 Nr. 3201
Wikipdia-Personenartikel: Wilhelm Stump
Frank-Roland Kühnel: Landtage, Abgeordnete und Wahlkreise in Baden-Württemberg 1946 bis 2009. Von der Vorläufigen Volksvertretung Württemberg-Badens bis zum 14. Landtag von Baden-Württemberg 2009. Stuttgart 2009, S. 57, 66.
Landtag von Baden-Württemberg (Hg.): MdL. Die Abgeordneten der Landtage in Baden-Württemberg 1946–1978. Stuttgart 1978, S. 186.
Volker G. Scheer: Kandern. Stadt seit 1810. Ereignisse, Personen und Bilder der Kanderner Stadtgeschichte seit der Stadterhebung und bekannte und bedeutende Personen aus der älteren Geschichte Kanderns. Freiburg im Breisgau 2005, S. 309, 444.
Volker G. Scheer: Kandern 1810-2010. 200 Jahre Stadtrecht. Freiburg im Breisgau 2010, S. 315, 444.
© Recherche und Text:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: März 2023
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