Eugen Schwab
(1899-1978)
Zeuge Jehovas
18.05.1936 1. Verhaftung
15.12.1936 2. Verhaftung
30.10.1937 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
06.05.1945 im KZ Ebensee befreit
Eugen Ludwig Schwab wurde am 6. April 1899 in Dossenheim an der Badischen Bergstraße geboren. Mit Sohn und Tochter wohnte der früh Verwitwete in Konstanz und arbeitete dort als Elektromonteur. Den Zeugen Jehovas gehörte er seit 1932 an. Seit 1934 führte ihm seine Glaubensschwester Maria Schwenk den Haushalt.
Die rege Konstanzer Gemeinde arbeitete nach dem Verbot der Vereinigung der Ernsten Bibelforscher in Baden im Mai 1933 eng mit den schweizerischen Glaubensbrüdern zusammen. Sie schmuggelten ihre religiösen Zeitschriften, Broschüren und Bücher, oft per Fahrrad, aus der Schweiz ins Deutsche Reich, um sie hier weiterzuverteilen. Am 18. Mai 1936 erfolgte die erste Verhaftung Eugen Schwabs. Nach zwei Monaten U-Haft in Konstanz wurde er vom Sondergericht Mannheim zu vier Monaten Gefängnis wegen des Vorrätighaltens und Verbreitens verbotener Druckschriften verurteilt, die er bis 27. September im Mannheimer Gefängnis verbüßte. Am 15. Dezember 1936 wurde er, vermutlich auf Grund einer Denunziation, erneut verhaftet und diesmal vom Sondergericht Mannheim wegen Betätigung für die Ziele der Ernsten Bibelforscher zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
Unmittelbar nach Strafende wies ihn die Gestapo Karlsruhe ins KZ Dachau (Häftlingsnummer 12961) ein, wo er am 30. Oktober 1937 eintraf. Im Zuge der vorübergehenden Räumung von Dachau wurde Eugen Schwab am 27. September 1939 zusammen mit rund 1600 weiteren Dachau-Häftlingen, darunter zahlreiche Glaubensgenossen, in das KZ Mauthausen (Häftlingsnummer 2506) überstellt, wo ihm der Block 9 zugewiesen wurde. Bis zum 30. September 1943 arbeitete er für die DESt im Steinbruch1, dann bis zum 20. November des Jahres als Elektriker im KZ Völklabruck, anschließend wurde er ins KZ Ebensee überstellt. Ein Mitgefangener erinnerte sich, dass vermutlich einige polnische Zeugen Jehovas Eugen Schwab ihr Leben verdankten. Er suchte die Glaubensbrüder unter den Neuankömmlingen heraus und brachte sie in einem Block unter, so dass sie sich gegenseitig besser unterstützen konnten. Als Lagerelektriker kam er im ganzen Lager herum, arbeitete in allen Blöcken und konnte so die Verbindungen untereinander halten und immer wieder Essbares organisieren, das er dann mit den Anderen im Block teilte. Auch der aus dem Elsass stammende Zeuge Jehovas Adolphe Arnold berichtet in seinen Lebenserinnerungen, dass er sein Überleben Eugen Schwab verdanke. Dieser hätte ihn, mehr tot als lebendig, entdeckt und ihm einen Arbeitsplatz in der Wäscherei in Ebensee verschafft. Dort wenigstens vor der Kälte geschützt, kam er wieder etwas zu Kräften.
Am 6. Mai 1945 erlebte Eugen Schwab die Befreiung des KZ Ebensee durch US-amerikanische Truppen. Er kehrte zurück nach Konstanz, war dort wieder in seiner Gemeinde aktiv und spendete seine Entschädigungszahlungen für den Bau eines Königreichsaales in Konstanz. Er heiratete erneut und wurde nochmals Vater einer Tochter. 1978 starb er mit 79 Jahren.
Am 8. September 2013 wurde vor dem Haus Sierenmoosstraße 12 in Konstanz ein Stolperstein für Eugen Schwab verlegt.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die in den Dokumenten der Arolsen Archives angegebene Wohnadresse von Eugen Schwab, Wollmatingerstraße 84/III in Konstanz.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen/Eugen Schwab
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau/Eugen Schwab
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau/ Eugen Schwab
Korrespondenzakte TD 906371
Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)
Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 222636; F 196/1 Nr. 859
Generallandesarchiv Karlsruhe
507 Nr. 1954-1965 (Verweis); 507 Nr. 1375-1386 (Verweis)
www.stolpersteine-in-konstanz.de, Biografie von Arnulf Moser
Heide Gsell, Timon Jakli: Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen. Widerstand aus religiöser Überzeugung. Empersdorf 2009, S. 27f.
Adolphe Arnold: Ein Leben geprägt von Kampf und Liebe
https://www.alst.org/pages-de/stifter/adolphe-arnold/biografie/Kapitel7-Grauen-von-Mauthausen.html (Okt. 2021)
Bildnachweis: ITS Häftlings-Personal-Karten Mauthausen, 1.1.26 Dokument Nr. 1300159075
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Oktober 2021
www.kz-mauthausen-bw.de
Zeuge Jehovas
18.05.1936 1. Verhaftung
15.12.1936 2. Verhaftung
30.10.1937 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
06.05.1945 im KZ Ebensee befreit
Eugen Ludwig Schwab wurde am 6. April 1899 in Dossenheim an der Badischen Bergstraße geboren. Mit Sohn und Tochter wohnte der früh Verwitwete in Konstanz und arbeitete dort als Elektromonteur. Den Zeugen Jehovas gehörte er seit 1932 an. Seit 1934 führte ihm seine Glaubensschwester Maria Schwenk den Haushalt.
Die rege Konstanzer Gemeinde arbeitete nach dem Verbot der Vereinigung der Ernsten Bibelforscher in Baden im Mai 1933 eng mit den schweizerischen Glaubensbrüdern zusammen. Sie schmuggelten ihre religiösen Zeitschriften, Broschüren und Bücher, oft per Fahrrad, aus der Schweiz ins Deutsche Reich, um sie hier weiterzuverteilen. Am 18. Mai 1936 erfolgte die erste Verhaftung Eugen Schwabs. Nach zwei Monaten U-Haft in Konstanz wurde er vom Sondergericht Mannheim zu vier Monaten Gefängnis wegen des Vorrätighaltens und Verbreitens verbotener Druckschriften verurteilt, die er bis 27. September im Mannheimer Gefängnis verbüßte. Am 15. Dezember 1936 wurde er, vermutlich auf Grund einer Denunziation, erneut verhaftet und diesmal vom Sondergericht Mannheim wegen Betätigung für die Ziele der Ernsten Bibelforscher zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
Unmittelbar nach Strafende wies ihn die Gestapo Karlsruhe ins KZ Dachau (Häftlingsnummer 12961) ein, wo er am 30. Oktober 1937 eintraf. Im Zuge der vorübergehenden Räumung von Dachau wurde Eugen Schwab am 27. September 1939 zusammen mit rund 1600 weiteren Dachau-Häftlingen, darunter zahlreiche Glaubensgenossen, in das KZ Mauthausen (Häftlingsnummer 2506) überstellt, wo ihm der Block 9 zugewiesen wurde. Bis zum 30. September 1943 arbeitete er für die DESt im Steinbruch1, dann bis zum 20. November des Jahres als Elektriker im KZ Völklabruck, anschließend wurde er ins KZ Ebensee überstellt. Ein Mitgefangener erinnerte sich, dass vermutlich einige polnische Zeugen Jehovas Eugen Schwab ihr Leben verdankten. Er suchte die Glaubensbrüder unter den Neuankömmlingen heraus und brachte sie in einem Block unter, so dass sie sich gegenseitig besser unterstützen konnten. Als Lagerelektriker kam er im ganzen Lager herum, arbeitete in allen Blöcken und konnte so die Verbindungen untereinander halten und immer wieder Essbares organisieren, das er dann mit den Anderen im Block teilte. Auch der aus dem Elsass stammende Zeuge Jehovas Adolphe Arnold berichtet in seinen Lebenserinnerungen, dass er sein Überleben Eugen Schwab verdanke. Dieser hätte ihn, mehr tot als lebendig, entdeckt und ihm einen Arbeitsplatz in der Wäscherei in Ebensee verschafft. Dort wenigstens vor der Kälte geschützt, kam er wieder etwas zu Kräften.
Am 6. Mai 1945 erlebte Eugen Schwab die Befreiung des KZ Ebensee durch US-amerikanische Truppen. Er kehrte zurück nach Konstanz, war dort wieder in seiner Gemeinde aktiv und spendete seine Entschädigungszahlungen für den Bau eines Königreichsaales in Konstanz. Er heiratete erneut und wurde nochmals Vater einer Tochter. 1978 starb er mit 79 Jahren.
Am 8. September 2013 wurde vor dem Haus Sierenmoosstraße 12 in Konstanz ein Stolperstein für Eugen Schwab verlegt.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die in den Dokumenten der Arolsen Archives angegebene Wohnadresse von Eugen Schwab, Wollmatingerstraße 84/III in Konstanz.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen/Eugen Schwab
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau/Eugen Schwab
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau/ Eugen Schwab
Korrespondenzakte TD 906371
Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)
Staatsarchiv Freiburg
D 180/2 Nr. 222636; F 196/1 Nr. 859
Generallandesarchiv Karlsruhe
507 Nr. 1954-1965 (Verweis); 507 Nr. 1375-1386 (Verweis)
www.stolpersteine-in-konstanz.de, Biografie von Arnulf Moser
Heide Gsell, Timon Jakli: Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen. Widerstand aus religiöser Überzeugung. Empersdorf 2009, S. 27f.
Adolphe Arnold: Ein Leben geprägt von Kampf und Liebe
https://www.alst.org/pages-de/stifter/adolphe-arnold/biografie/Kapitel7-Grauen-von-Mauthausen.html (Okt. 2021)
Bildnachweis: ITS Häftlings-Personal-Karten Mauthausen, 1.1.26 Dokument Nr. 1300159075
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Oktober 2021
www.kz-mauthausen-bw.de
1Im April 1938 hatte die SS-Führung das Unternehmen „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ (DESt) gegründet. In Mauthausen betrieb die SS einen, in Gusen drei Steinbrüche. Vor allem wollte sie Granitsteine für den Ausbau der „Führerstadt“ Linz produzieren lassen. Die „Granitwerke Mauthausen“ sollten sich in der Folge zur größten und ertragreichsten Niederlassung der DESt entwickeln.