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Alfred Algner (1908 - 1940)

Zeuge Jehovas

1936/37 Gefängnis und "Bewahrungsanstalt" Kislau
27.09.1937 KZ Dachau
27.09.1939 KZ Mauthausen
11.03.1940 Tod im KZ Mauthausen

Alfred Wilhelm Reinhold Algner wurde am 23. Juni 1908 geboren. Die große Familie lebte in Freiburg-Lehen in der Dorfstraße, der heutigen Breisgauerstraße. Algner war ledig und als Arbeiter bei der Firma Rhodiaceta tätig. 1934 ließ er sich als Zeuge Jehovas taufen, obwohl die Religionsgemeinschaft zu diesem Zeitpunkt bereits verboten war. Er beteiligte sich an der Verteilung der verbotenen religiösen Schriften, die er von Franz Streit, der später mit ihm im KZ Mauthausen war, bezog.

Image
Algner
Alfred Algner (ganz rechts) mit Eltern und Geschwistern,
vermutlich Anfang der 1930er Jahre.

Anfang September 1936 besuchte er den Kongress der Internationalen Bibelforschervereinigung in Luzern in einer auf zwei PKW verteilten Fahrgemeinschaft von sieben Freiburger Mitgliedern der Gemeinde, darunter Hermann und Johanna Emter sowie Albert und Maria Falk. Den deutschen Zeugen Jehovas war die Teilnahme von der deutschen Polizei verboten worden und viele, die dennoch teilgenommen hatten, wurden nach ihrer Rückkehr im Laufe der folgenden Wochen festgenommen.
 
Alfred Algner wurde am 16. Oktober 1936 in Freiburg i. Br. verhaftet. Am 1. Februar 1937 verurteilte ihn das Sondergericht Mannheim wegen seiner Teilnahme am Kongress in Luzern zu einer Gefängnisstrafe von fünf Monaten.

Nach Verbüßung der Haftstrafe wurde von der Gestapo Schutzhaft angeordnet und Algner bis zum Eintreffen des Schutzhaftbefehls im Bewahrungslager Kislau festgehalten. Hier wurden vorzugsweise die Gefangenen in Baden, für die Schutzhaft beantragt worden war, bis zu ihrem Abtransport ins  Konzentrationslager interniert. Am 27. September 1937 wurde er im KZ Dachau mit der Häftlingsnummer 12767 registriert. Im Zuge der vorübergehenden Räumung des Lagers Dachau wurde Algner am 27. September 1939 zusammen mit rund 1600 anderen Dachau-Häftlingen, darunter zahlreiche Glaubensgenossen, in das KZ Mauthausen überstellt. Den unmenschlichen Haft- und Lebensbedingungen dort war er wie viele andere nicht lange gewachsen. Er starb am 11. März 1940. Das Totenbuch des KZ Mauthausen, in dem in aller Regel fiktive Todesursachen eingetragen wurden, vermerkt als Todesursache Hungertyphus.

Im Juli 2004 wurde für Alfred Algner ein Stolperstein in der Breisgauerstr. 29 in Freiburg i. Br. verlegt.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Alfred Algner, Breisgauer Straße 29 in Freiburg im Breisgau.


Quellen und Literatur

Generallandesarchiv Karlsruhe
507 Nr. 1074-1101

Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step  (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)

stolpersteine-in-freiburg.de

Hubert Roser (Hg.): Freiburger Zeugen Jehovas unter der NS-Diktatur. Freiburg 2010.

Bildnachweis: Foto entnommen aus: Hubert Roser (Hg.): Freiburger Zeugen Jehovas unter der NS-Diktatur, Freiburg 2010, S.70.


© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: April 2021
www.kz-mauthausen-bw.de