Eugen Glaser (1887 - 1942)
05.12.1942 KZ Mauthausen
14.12.1942 Tod im KZ Mauthausen
Eugen Glaser wurde am 06.07.1887 in Wäschenbeuren, einer Gemeinde im heutigen Landkreis Göppingen, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule ließ er sich von seinem Vater, einem selbständig tätigen Gipser- und Malermeister, zum Gipser und Maler ausbilden. Er war zweimal verheiratet. Beide Ehen wurden wieder geschieden und waren kinderlos.
Im Jahr 1916 wurde Glaser zum Militär eingezogen und an eine der zahlreichen Fronten des Ersten Weltkriegs abkommandiert. Nach Kriegsende im November 1918 verlegte er seinen ständigen Wohnsitz nach Düsseldorf und eröffnete dort ein Malergeschäft. Zu seinen zahlreichen Einbrüchen und Diebstählen kehrte Glaser stets nach Württemberg zurück.
Laut Strafgefangenenakte des Zuchthauses Ludwigsburg wurde das letzte Gerichtsurteil gegen Glaser am 16.12.1926 gesprochen. Damals verurteilte ihn das Amtsgericht Stuttgart II zu einer Gesamtstrafe von sieben Jahren Zuchthaus wegen 16 vollendeter und zweier versuchter Diebstähle im Rückfall, drei einfachen Diebstählen im Rückfall und zweier Vergehen der Nötigung. Die Zusätze „im Rückfall“ bezogen sich auf frühere Verurteilungen. Sein Strafregister vom 29.10.1926 listet in der Zeit von März 1908 bis Dezember 1921 insgesamt 14 Gefängnis- und Zuchthaustrafen auf, meistens wegen Diebstahl und jeweils einmal wegen Körperverletzung, Betteln, Betrug und Urkundenfälschung. Eine Zuchthausstrafe bedeutete, zu verschärften Haftbedingungen und dem Zwang zu harter körperlicher Arbeit verurteilt zu werden. Seit dem 01.04.1970 gibt es keine Zuchthäuser mehr, sondern nur noch Gefängnisse, die sich durch mildere oder härtere Haftbedingungen voneinander unterscheiden.
Zwei weitere Vorstrafen, die er vor Militärgerichten während seiner Militärzeit erhalten hatte, wurden infolge einer militärischen Amnestie im November 1918 gelöscht. Er hatte den Gehorsam in „Tateinheit mit einem Vergehen des Beharrens in Ungehorsam“, teilweise vor versammelter Mannschaft, verweigert und sich unerlaubt von der Truppe entfernt.
Vom Zuchthaus Ludwigsburg wurde Glaser zur Beobachtung im Herbst 1930 in die Heilanstalt Winnental verlegt. Dort wurde eine „Gefängnispsychose“ diagnostiziert. Da er unter ständigen erheblichen Darmblutungen litt, die in Winnental nicht behandelt werden konnten, bat der behandelnde Arzt um Rückverlegung ins Zuchthaus. Als seine siebenjährige Zuchthausstrafe im Dezember 1933 endete, wurde er nicht entlassen, sondern erneut in die Heilanstalt Winnental eingewiesen. Dies wurde in dem Abschlussgutachten des Zuchthauses wie folgt begründet: „Glaser ist ein Gewohnheitsdieb. In der Strafanstalt zeigte sich bald seine abwegige seelische Veranlagung. Zunächst in einem ausgedehnten Querulieren gegen alle und jedermann. Sein Angriff auf Wachtmeister Robocewski enthüllte sich als Ausfluß einer geistigen Störung. In der Irrenabteilung zeigte Glaser in charakteristischer Weise degenerative Züge/Kotschmieren, Essen wegwerfen etc. Da er gleichzeitig halluzinierte kam er mit Schluß der Strafzeit in die Heilanstalt Winnental. Die soziale Prognose ist ausgesprochen schlecht. Sie war an und für sich schlecht, die hinzugetretene Geisteskrankheit hat die Prognose noch verschlechtert.“
Zwischen der Einweisung in die Heilanstalt Winnental im Dezember 1933 bis zur Registrierung seiner Ankunft im KZ Mauthausen klafft eine neunjährige Informationslücke. Es ist nicht bekannt, ob und wann er aus der Heilanstalt entlassen wurde und welche Behörde seine Einweisung in ein Konzentrationslager veranlasst hat. Am 5. Dezember 1942 seine Ankunft im KZ Mauthausen in einem Transport mit 44 Häftlingen, darunter 38 sogenannte "Berufsverbrecher in Sicherungsverwahrung" (Kategorie "BV SV") vermerkt. Eugen Glaser erhielt die Häftlingsnummer 15884. Bereits neun Tage später, am 14. Dezember 1942, ist er laut Totenliste des KZ Mauthausen um 15:15 Uhr an einer "Lungenentzündung" verstorben. Die Angaben über die Todesursachen von Häftlingen waren meist fingiert um die wahren Gründe zu verschleiern. Die weitaus größte Zahl der Häftlinge starb infolge der mörderischen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Konzentrationslagern.
Im Raum der Namen auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen wird Eugen Glaser zusammen mit mehr als 84.000 im Lagersystem Mauthausen verstorbenen Häftlingen genannt. Dies ist vermutlich ein erster öffentliche Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt auf die Gemeindeverwaltung in Wäschenbeuren am Manfred-Wörner-Platz 1. Die Adressen des Geburts- und Wohnorts sind nicht bekannt.
Quellen und Literatur
Staatsarchiv Ludwigsburg: E 356 d III Bü 626
ITS Digital Archiv, Arolsen Archives:
1.1.26.1 Namensliste verstorbener Häftlinge Mauthausen/ Eugen Glaser
1.1.26.1 Transportliste/ Eugen Glaser
Mauthausen Memorial https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/
© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: September 2021
www.kz-mauthausen-bw.de