Georg Saier (1899 - 1943)
16.12.1942 KZ Mauthausen
19.12.1942 KZ Gusen
05.01.1943 Tod im KZ Gusen
Georg Saier wurde am 28. September 18911 in Oberjettingen, dem heutigen Jettingen, geboren. Nach dem achtjährigen Besuch der Volksschule begann er eine Handwerkerlehre, die er jedoch bald wieder abbrach und arbeitete später als Tagelöhner. Seine 1921 geschlossene Ehe wurde nach elf Jahren wieder geschieden. Wenige Monate später heirateten die Geschiedenen ein zweites Mal. Neben der Ehe hatte Saier über Jahre hinweg eine Beziehung zu einer anderen Frau, mit der er zwei Kinder hatte. Als diese sich nach mehreren gewalttätigen Angriffen von ihm trennen wollte und ihm aus dem Weg ging, spürte er sie auf, stach mit einem Küchenmesser sechsmal auf sie ein und verletzte sie lebensgefährlich. Daraufhin wurde er verhaftet und im März 1934 wegen „versuchten Totschlags“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Bis dahin war er bereits 17 Mal vorbestraft. Häufig wegen Diebstahls, mehrmals wegen Beleidigung, Bedrohung und Betrugs. Die Strafen bewegten sich zwischen vier Tagen und zwei Monaten Gefängnis sowie Geldstrafen in Höhe von 20,- RM bis 30,- RM. Die erste Zuchthausstrafe - eine Strafform mit verschärften Haftbedingungen und dem Zwang zu harter körperlicher Arbeit - erhielt er wegen des versuchten Totschlags. Die dreijährige Zuchthausstrafe in Ludwigsburg endete im Juni 1937 mit einer äußerst schlechten Sozialprognose der dortigen Verwaltung. Unter anderem war man der Ansicht: „Die ganze Einstellung Saiers zur menschlichen Gesellschaft und seine Wesensart ist derart, dass er am besten für immer aus der Gesellschaft ausgeschieden und in Sicherheitsverwahrung untergebracht wird. Die soziale Prognose kann nur als schlecht bezeichnet werden“. Damit bekräftigte die Zuchthausverwaltung die vom Schwurgericht Tübingen bereits im Oktober 1934 getroffene Entscheidung, ihn nach Strafverbüßung in Sicherungsverwahrung zu überführen. Der weitere Lebensweg von Georg Saier führte vom Zuchthaus Ludwigsburg in die Sicherungsanstalt Straubing in Bayern.
Am 16. Dezember 1942 traf ein Transport mit 990 sogenannten „Sicherungsverwahrten“, darunter Georg Saier, im Konzentrationslager Mauthausen ein. Er erhielt die Häftlingsnummer 19174, galt als "Berufsverbrecher" (BV) und wurde mit dem grünen Winkel der „Kriminellen“ gekennzeichnet. Das KZ Mauthausen war jedoch nur ein kurzer Zwischenstopp. Bereits nach drei Tagen, am 19. Dezember 1942, ging es weiter in das nahegelegene KZ Gusen. Dort änderte sich lediglich seine Häftlingsnummer (8836). Am 5. Januar 1943, weniger als vier Wochen später, ist er nach den in der Regel meist fingierten Angaben des Totenbuches an „allgemeinem Körperverfall und Kreislaufschwäche“ verstorben und wurde im dortigen Krematorium eingeäschert.
Im „Raum der Namen“ auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen wird Georg Saier zusammen mit mehr als 84.000 im Lagersystem Mauthausen verstorbenen Häftlingen genannt. Dies ist vermutlich der erste und bisher einzige öffentliche Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.
Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf die Albstraße 2, den heutigen Sitz der Gemeindeverwaltung in Oberjettingen. Die Adresse des Geburtsortes und die Wohnadresse vor der Verhaftung sind nicht bekannt.
Quellen
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 d V Bü 493
ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.26 Inhaftierungsdokumente Mauthausen/ Georg Saier
6.3.3.2 Korrespondenzakte T/D 110757565, Georg Saier
Mauthausen Memorial https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/
Bildnachweis
ITS Digital Archive, Arolsen Archives: Todesfallaufnahme Mauthausen/ Georg Saier
© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: September 2021
www.kz-mauthausen-bw.de