Karl Funda
(geb. 1921)
Verfolgungsgründe unbekannt
18.10.1939 Verhaftung in Schwäbisch Gmünd
18.11.1939 KZ Sachsenhausen
05.03.1940 KZ Dachau
16.08.1940 KZ Mauthausen
08.03.1944 Entlassung aus dem KZ Sachsenhausen zur Wehrmacht
Karl Funda wurde am 24. Juni 1921 in Wien als Sohn des Schuhmachers Franz Joseph und Maria Theresa Funda geboren. Von Beruf war er Installateur. Von seinem Geburtsort zog der ledige junge Mann nach Schwäbisch Gmünd. Wie Meldeunterlagen ergeben, wohnte er seit dem 9. September 1938 in Gmünd an wechselnden Adressen zur Miete. Zunächst in der Hinteren Schmiedgasse 45, ab 3. Dezember 1938 in der Vorderen Schmiedgasse 10. Danach war er ab dem 16. Januar 1939 unbekannt verzogen bis zu seinem Einzug in den 1. Stock der Waisenhausgasse 9 am 6. März 1939.
Am 18. Oktober 1939 wurde er aus unbekannten Gründen – vermutlich im Auftrag der Stapoleitstelle Stuttgart – festgenommen (Meldekarte, Polizeibuch) und kam am Vormittag dieses Tages auf die Gmünder Polizeiwache, um von dort am Nachmittag zur Gestapo nach Stuttgart überführt zu werden.
Bereits einen Monat später traf er im nördlich von Berlin gelegenen KZ Sachsenhausen ein. Sachsenhausen wählte die Gestapo als Zielort, weil zu dieser Zeit das Regeleinweisungslager der Stuttgarter Gestapo, Dachau, noch von der SS als Ausbildungslager genutzt wurde und Häftlingseinweisungen in dieses Lager deshalb nicht in Frage kamen. Als dort wieder Häftlinge aufgenommen wurden, wurde Funda am 5. März 1940 von Sachsenhausen nach Dachau überstellt. Er erhielt hier die Nummern 36750/1876 „Sch“ (Schutzhaft) zugeteilt. Im Juni 1940 wurde er zweimal mit mehrtägigem „Kommandanturarrest“ bestraft. Am 16. August 1940 kam er dann mit einem 1000 Häftlinge umfassenden Transport von Dachau in das Konzentrationslager Mauthausen. Die Hälfte der Gefangenen dieses Transports wurde bereits am folgenden Tag in das im Mai 1940 eröffnete Nebenlager Gusen verlegt. Funda erhielt die Häftlingsnummer 632; die niedrige Häftlingsnummer ist dadurch zu erklären, dass damals freigewordene Nummern neu ausgeteilt wurden. Funda selbst kam erst am 8. Oktober 1940 von Mauthausen nach Gusen.
Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt wurde er in das KZ Sachsenhausen rücküberstellt, von wo er am 8. März 1944 zur Wehrmacht entlassen wurde.
Ob Karl Funda für die erlittene KZ-Haft Wiedergutmachungsleistungen beziehen konnte, ist unklar. Die Auseinandersetzung mit den zuständigen Behörden muss für Funda zermürbend gewesen sein. Ende Juni 1974, also drei Jahrzehnte nach seiner Überstellung vom Konzentrationslager zum Militär schrieb Funda, der wieder in Wien lebte und bei den dortigen städtischen Verkehrsbetrieben tätig war, an den Internationalen Suchdienst (ITS) in Arolsen: „Betr. Beglaubigung meiner in Deutschland verbrachten Schutzhaft, die ich trotz meiner jahrelangen Bemühungen bis zum heutigen Tage nicht erreichen konnte. Auf Empfehlung des Herrn Oberstaatsanwaltes Dr. Artzt versuche ich nun zum letzten Mal in der Hoffnung durch ihre Dienststelle zu dem Schutzhaftbefehl oder den dazu gehörigen Unterlagen für diese oben genannte Beglaubigung zu kommen. Leider sind meine Original Dokumente bei dem vorletzten eingeschriebenen Brief von 26. März 1973 abhanden gekommen, so dass ich Ihnen [sic] nur mit einer Abschrift des KZ-Entlassungsscheines sowie einer Abschrift des Schreibens unterstützen kann.“ Er benannte als Zeugen Helmut Stahl (siehe Biografie) sowie einen weiteren Mithäftling und gab seiner Hoffnung Ausdruck, durch den ITS zu einer entsprechenden amtlichen Bestätigung zu kommen. Der Suchdienst musste ihm jedoch mitteilen, dass auch er über kein entsprechendes Dokument, insbesondere keinen Schutzhaftbefehl, verfügte, aus welchem der Grund für Fundas damalige Inhaftierung hätte hervorgehen können.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Karl Fundas Wohnsitz bei seiner Verhaftung in Schwäbisch Gmünd, Waisenhausgasse 9.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau – Karl Funda
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Karl Funda
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Karl Funda
DocID: 10645522 (Karl Funda)
Korrespondenzakte T/D 379 747
Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd
Rechnungsbuch der städt. Polizei, Meldeunterlagen: Auskunft vom 26.7.2022 und vom 1.8.2022
Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien Linz 3. Aufl. 1995, S. 111.
© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: November 2022
www.kz-mauthausen-bw.de
Verfolgungsgründe unbekannt
18.10.1939 Verhaftung in Schwäbisch Gmünd
18.11.1939 KZ Sachsenhausen
05.03.1940 KZ Dachau
16.08.1940 KZ Mauthausen
08.03.1944 Entlassung aus dem KZ Sachsenhausen zur Wehrmacht
Karl Funda wurde am 24. Juni 1921 in Wien als Sohn des Schuhmachers Franz Joseph und Maria Theresa Funda geboren. Von Beruf war er Installateur. Von seinem Geburtsort zog der ledige junge Mann nach Schwäbisch Gmünd. Wie Meldeunterlagen ergeben, wohnte er seit dem 9. September 1938 in Gmünd an wechselnden Adressen zur Miete. Zunächst in der Hinteren Schmiedgasse 45, ab 3. Dezember 1938 in der Vorderen Schmiedgasse 10. Danach war er ab dem 16. Januar 1939 unbekannt verzogen bis zu seinem Einzug in den 1. Stock der Waisenhausgasse 9 am 6. März 1939.
Am 18. Oktober 1939 wurde er aus unbekannten Gründen – vermutlich im Auftrag der Stapoleitstelle Stuttgart – festgenommen (Meldekarte, Polizeibuch) und kam am Vormittag dieses Tages auf die Gmünder Polizeiwache, um von dort am Nachmittag zur Gestapo nach Stuttgart überführt zu werden.
Bereits einen Monat später traf er im nördlich von Berlin gelegenen KZ Sachsenhausen ein. Sachsenhausen wählte die Gestapo als Zielort, weil zu dieser Zeit das Regeleinweisungslager der Stuttgarter Gestapo, Dachau, noch von der SS als Ausbildungslager genutzt wurde und Häftlingseinweisungen in dieses Lager deshalb nicht in Frage kamen. Als dort wieder Häftlinge aufgenommen wurden, wurde Funda am 5. März 1940 von Sachsenhausen nach Dachau überstellt. Er erhielt hier die Nummern 36750/1876 „Sch“ (Schutzhaft) zugeteilt. Im Juni 1940 wurde er zweimal mit mehrtägigem „Kommandanturarrest“ bestraft. Am 16. August 1940 kam er dann mit einem 1000 Häftlinge umfassenden Transport von Dachau in das Konzentrationslager Mauthausen. Die Hälfte der Gefangenen dieses Transports wurde bereits am folgenden Tag in das im Mai 1940 eröffnete Nebenlager Gusen verlegt. Funda erhielt die Häftlingsnummer 632; die niedrige Häftlingsnummer ist dadurch zu erklären, dass damals freigewordene Nummern neu ausgeteilt wurden. Funda selbst kam erst am 8. Oktober 1940 von Mauthausen nach Gusen.
Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt wurde er in das KZ Sachsenhausen rücküberstellt, von wo er am 8. März 1944 zur Wehrmacht entlassen wurde.
Ob Karl Funda für die erlittene KZ-Haft Wiedergutmachungsleistungen beziehen konnte, ist unklar. Die Auseinandersetzung mit den zuständigen Behörden muss für Funda zermürbend gewesen sein. Ende Juni 1974, also drei Jahrzehnte nach seiner Überstellung vom Konzentrationslager zum Militär schrieb Funda, der wieder in Wien lebte und bei den dortigen städtischen Verkehrsbetrieben tätig war, an den Internationalen Suchdienst (ITS) in Arolsen: „Betr. Beglaubigung meiner in Deutschland verbrachten Schutzhaft, die ich trotz meiner jahrelangen Bemühungen bis zum heutigen Tage nicht erreichen konnte. Auf Empfehlung des Herrn Oberstaatsanwaltes Dr. Artzt versuche ich nun zum letzten Mal in der Hoffnung durch ihre Dienststelle zu dem Schutzhaftbefehl oder den dazu gehörigen Unterlagen für diese oben genannte Beglaubigung zu kommen. Leider sind meine Original Dokumente bei dem vorletzten eingeschriebenen Brief von 26. März 1973 abhanden gekommen, so dass ich Ihnen [sic] nur mit einer Abschrift des KZ-Entlassungsscheines sowie einer Abschrift des Schreibens unterstützen kann.“ Er benannte als Zeugen Helmut Stahl (siehe Biografie) sowie einen weiteren Mithäftling und gab seiner Hoffnung Ausdruck, durch den ITS zu einer entsprechenden amtlichen Bestätigung zu kommen. Der Suchdienst musste ihm jedoch mitteilen, dass auch er über kein entsprechendes Dokument, insbesondere keinen Schutzhaftbefehl, verfügte, aus welchem der Grund für Fundas damalige Inhaftierung hätte hervorgehen können.
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Karl Fundas Wohnsitz bei seiner Verhaftung in Schwäbisch Gmünd, Waisenhausgasse 9.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.6.2 Individuelle Unterlagen Dachau – Karl Funda
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau – Karl Funda
1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen – Karl Funda
DocID: 10645522 (Karl Funda)
Korrespondenzakte T/D 379 747
Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd
Rechnungsbuch der städt. Polizei, Meldeunterlagen: Auskunft vom 26.7.2022 und vom 1.8.2022
Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien Linz 3. Aufl. 1995, S. 111.
© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: November 2022
www.kz-mauthausen-bw.de