Max Lehmbecker (1915 - 1944)
Wegen angeblicher Spionage verfolgter Rheinschiffer
07.11.1938 Verhaftung, KZ Sachsenhausen
05.05.1940 KZ Dachau
11.03.1941 KZ Mauthausen
22.06.1944 gestorben im KZ Gusen
Max Lehmbecker, geboren am 1. Februar 1915 in Freistett (heute: Stadt Rheinau im Ortenaukreis), war von Beruf Rheinschiffer. In einer weiteren Quelle wird er auch als "Matrose" bezeichnet. Er wohnte bis zuletzt in der Murgstraße 34 in Rastatt. Nach einer abweichenden Angabe verfügte er in seiner Eigenschaft als Rheinschiffer zuletzt über keinen festen Wohnsitz, statt dessen ist die Adresse der Eltern angegeben: Rastatt, Herrenstraße 6. Max Lehmbecker war evangelisch getauft, ledig und hatte keine Kinder.
Am 7. November 1938 wurde er wegen angeblicher Spionage von der Gestapo Frankfurt am Main festgenommen. Näheres über den Tatvorwurf und die Festnahmeumstände ist bisher nicht bekannt. Nach der Gestapohaft wurde er, vermutlich am 27. Januar 1939, in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin eingewiesen. Von dort wurde er am 5. Mai 1940 in das KZ Dachau überstellt (Häftlingsnummer 36514/1613). Kategorisiert war er als politischer Schutzhäftling.2
Am 11. März 1941 kam er von Dachau mit einem Transport von 150 deutschen Häftlingen, die als "Steinmetzlehrlinge" für den Steinbruch in Gusen eingeteilt waren, in das KZ Mauthausen/Gusen (Gusen-Häftlingsnummer 13089, Kategorie weiterhin "politisch"). Seinen wechselnden Häftlingsnummern zufolge ist zu vermuten, dass er zwischen den Lagern Mauthausen und Gusen mehrfach hin- und herverlegt wurde.1
Am 22. Juni 1944 starb Max Lehmbecker im KZ Gusen. Laut KZ-Todesmeldung wurde er an diesem Tag um 12.45 Uhr "auf der Flucht erschossen". Auch wenn die Todesursachen für Mauthausen-Häftlinge in der Regel fingiert wurden, ist der gewaltsame Tod glaubhaft, da "unnatürliche Todesfälle" wegen des mit diesen verbundenen bürokratischen Aufwandes kaum einfach frei erfunden wurden. Max Lehmbecker war zum Zeitpunkt seiner Ermordung 29 Jahre alt.
Die Hinterbliebenen stellten 1949 einen Antrag auf Wiedergutmachung. Noch 1956 war beim Landesamt für die Wiedergutmachung Freiburg die "Entschädigungssache auf Ableben von Max Lehmbecker" anhängig. Der Internationale Suchdienst (ITS) in Arolsen ließ dem Amt eine Inhaftierungsbescheinigung und eine Sterbeurkunde zukommen. Und am 14. April 1962 übermittelte der ITS dem Wiedergutmachungsamt den bis dahin rätselhaft gewesenen, nunmehr durch einen Fund zweier Gestapo-Karteikarten endlich erkennbaren Inhaftierungsgrund Lehmbeckers: "7.11.38 Wegen Sp. [Spionage] Festgenommen [sic]"
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt Max Lehmbeckers letzten Wohnsitz Murgstraße 34 in 76437 Rastatt.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlings Unterlagen - KL Mauthausen - Max Lehmbecker
6.3.3.2 Korrespondenzakte T/D 503221
Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien Linz 3. Aufl. 1995, S. 112, 120.
Bildnachweis: Todesmeldung vom 23.6.1944, ITS Digital Archive, Arolsen Archives 1.1.26.3 Individuelle Unterlagen Männer Mauthausen - Max Lehmbecker, Dok. 1584628
1 Am 26. Februar 1943 wurde Lehmbecker (erneut?) in das Mauthausen-Parallellager Gusen verlegt; am 24. Januar 1944 soll er wieder in das Stammlager Mauthausen zurückgekommen sein, Häftlingsnummern 43487 und 80699 (da die höchste in Gusen ausgefolgte Nummer 16355 war, dürfte es sich um Nummern des Stammlagers Mauthausen handeln). Die Stammlager-Häftlingsnummer 109089, die er schließlich trug, erlaubt keinen Schluss darauf, in welchem der beiden Lager er war, da ab 23. Januar 1944 die nummernmäßige Erfassung auch der Gusen-Häftlinge über das Stammlager Mauthausen in fortlaufender Serie erfolgte.
2 testung
© Text und Recherche:
Roland Maier, Stuttgart
Stand: August 2021
www.kz-mauthausen-bw.de