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Max Wolf (1906 - 1944)

"auf der Flucht erschossen"

20.10.1939 richterliche Anordnung zur Einweisung in die Heilanstalt Winnental
23.03.1944 KZ Mauthausen
23.05.1944 Tod im KZ Ebensee


Max Wolf wurde am 26. Mai 1906 in Feuerbach (ab 1. Mai 1933 ein Stadtteil von Stuttgart) geboren und später evangelisch getauft. Er wohnte mit seinen Eltern und vier Geschwistern in seinem Geburtsort in der Mühlstraße 22. Nach sieben Jahren Volksschule arbeitete er als Hilfsarbeiter in verschiedenen Betrieben, unter anderem in der Schlosserei Niethammer.

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Wolf, Max, FP, VVNA 49
Max Wolf, VVN-Archiv A 49

Nach Auskunft der Mutter Friederike soll er Mitglied in einer – nicht näher spezifizierten - antifaschistischen Organisation gewesen sein. 1939 habe er einen Nervenzusammenbruch erlitten und sei deswegen in die Heilanstalt Winnental in Winnenden eingeliefert worden. Auch dort hätte er sich immer wieder abfällig über Hitler und Göring geäußert, wie die Mutter im Wiedergutmachungsverfahren hervorhob.

Laut Auskunft der Heil- und Pflegeanstalt Winnental (v. 3.5.1948) erfolgte Max Wolfs Einweisung in die Einrichtung durch Beschluss des Landgerichts Stuttgart vom 26. August 1939, nachdem er zwei Mal Personen mit einem Messer schwer verletzt habe. In der Heilanstalt wurde bei ihm Schizophrenie diagnostiziert. Nach dieser Diagnose ordnete das Landgericht Stuttgart am 20. Oktober 1939, vermutlich im Prozess bei dem seine Schuldunfähigkeit hinsichtlich der Messerattacken festgestellt worden war, seine Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt gemäß § 42b Reichsstrafgesetzbuch (RStGB) an. In diesem Fall Winnental, wo Wolf bereits Patient war. Mehrere Versuche seiner Mutter, seine Entlassung zu ereichen, blieben ohne Erfolg.

Um den Konzentrationslagern immer weitere Arbeitssklaven zuzuführen, griff  Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler schließlich auch auf die arbeitsfähigen forensischen Anstaltspatienten zu. Die Leitungen verschiedener Anstalten in Baden und Württemberg listeten in diesem Zusammenhang im Laufe des Jahres 1943 „abgabefähige“ Patienten auf, die im Frühjahr 1944 von Kripobeamten aus den Anstalten abgeholt und ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert wurden. Betroffen war davon auch Max Wolf. Am 23. März 1944 wurde er im KZ Mauthausen mit der Häftlingsnummer 59336 und der Kategorie "SV" (Sicherungsverwahrter) registriert.

In der Folge wurde er in das zum Mauthausenkomplex gehörende KZ Ebensee am Traunsee überstellt, wo die Häftlinge hauptsächlich beim Stollenbau für unterirdische Anlagen zur Raketenentwicklung, Kugellagerproduktion und Treibstofferzeugung eingesetzt wurden.
Dort starb er, drei Tage vor seinem 38. Geburtstag, am 23. Mai 1944. In der Todesmeldung des KZ wurde als Todesursache "auf der Flucht erschossen" angegeben.

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Wolf, Max, FP, Todesmeldung
Todesmeldung Max Wolf, ITS DocID 1845693

1945 stellte zunächst die Mutter von Max Wolf einen Wiedergutmachungsantrag, der mit der Begründung abgewiesen wurde: „Es muss angenommen werden, daß auch die weitere Festhaltung des Sohnes in der Heilanstalt und die Überführung in das Konzentrationslager Mauthausen allein wegen seines Gesundheitszustandes erfolgt sind.“ Ein von einer Schwester nach dem Tod der Mutter gestellter Antrag auf Entschädigung wurde 1960 vom Landesamt für die Wiedergutmachung Stuttgart ebenfalls abgelehnt: Max Wolf sei nicht Verfolgter im Sinne des § 1Bundesentschädigungsgesetz (BEG), da nicht festgestellt werden konnte, dass er wegen politischer Gegnerschaft verfolgt und geschädigt worden sei.

Sein Name auf dem Mahnmal des Feuerbacher Friedhofes für die Opfer der NS-Herrschaft und ein Stolperstein vor dem Haus Mühlstraße 22 erinnern heute an Max Wolf.

Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Max Wolf in der Mühlstraße 22 in Stuttgart-Feuerbach.


Quellen und Literatur

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Max Wolf

Hauptstaatsarchiv Stuttgart
E 151/53 Bü 500

Staatsarchiv Ludwigsburg
EL 350 I Bü 2518

VVN-Archiv Stuttgart A 49 (mit Dank an Volger Kucher)

Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)

Mauthausen Memorial Archives, Datenbankauszug v. 11.2.2916, Max Wolf

Archiv Memorial Mauthausen
Zugangsliste Mauthausen vom 23. März 1944

www.stolpersteine-stuttgart.de/biografien/max-wolf-muehlstr-22

 

© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Juli 2024
www.kz-mauthausen-bw.de