Direkt zum Inhalt
« Zurück

Reinhold Repple (1906 - 1945)

Ein forensischer Patient

31.07.1941 Verhaftung in Karlsruhe
09.12.1941 Heilanstalt Wiesloch
06.05.1944 KZ Mauthausen
23.05.1944 KZ Gusen
14.04.1945 Tod im KZ Gusen

Reinhold Repple wurde am 13. Februar 1906 in Söllingen (heute Pfinztal im Kreis Karlsruhe) geboren und später evangelisch getauft. Über sein Leben vor seiner Verhaftung ist uns nur wenig bekannt. Am 7. August 1934 heiratete er Margarete, geb. Schmidt und hatte mit ihr zwei Kinder. Die Familie wohnte in der Waldstraße 38 in Karlsruhe. Als Beruf gab er Hilfsarbeiter an.

Am 31. Juli 1941 wurde er aus uns unbekannten Gründen in seinem Wohnort verhaftet und bis November des Jahres in Untersuchungshaft gehalten. Am 14. November 1941 verurteilte ihn die Strafkammer II des Landgerichts Karlsruhe zu einer Strafe, die durch die Untersuchungshaft abgegolten war und ordnete seine Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch an. Am 9. Dezember 1941 wurde er dorthin verbracht. Bis zu seiner Deportation ins KZ Mauthausen war er zeitweise auch in der Heilanstalt Emmendingen untergebracht.

Um den Konzentrationslagern immer weitere Arbeitssklaven zuzuführen, griff  Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler schließlich auch auf die arbeitsfähigen forensischen Anstaltspatienten zu. Die Leitungen verschiedener Anstalten in Baden und Württemberg listeten in diesem Zusammenhang im Laufe des Jahres 1943 „abgabefähige“ Patienten auf, die dann im Frühjahr 1944 in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert wurden. Am 6. Mai 1944 traf ein Transport mit forensischen Patienten, darunter Reinhold Repple, aus der badischen Heilanstalt Wiesloch im KZ Mauthausen ein. Repple erhielt die Häftlingsnummer 65450 und die Kategorie "SV" (Sicherungsverwahrter).

Knapp drei Wochen später wurde er ins benachbarte KZ Gusen überstellt, später dann nach Gusen II, wo seit Jahresbeginn 1944 in St. Georgen an der Gusen unter strengster Geheimhaltung ein unterirdisches Flugzeugwerk für die Großserienproduktion von Düsenjagdflugzeugen des Typs Messerschmitt Me 262 errichtet wurde. Um für den mörderischen Stollenbau genug Häftlinge zur Verfügung zu haben, errichtete die SS den Lagerbereich Gusen II neben dem ursprünglichen Lager Gusen I. Dort starb Reinhold Epple, nur wenige Wochen vor der Befreiung, am 14. April 1945 im Alter von 39 Jahren. Das Totenbuch Gusen, in dem in aller Regel fiktive Todesursachen eingetragen wurden, vermerkt Herzmuskelschwäche und allgemeinen Körperverfall als Ursache.

Beim Landesamt für Wiedergutmachung Karlsruhe scheint 1957 ein Entschädigungsantrag gestellt worden zu sein. Der Internationale Suchdienst (ITS) Arolsen schickte, vermutlich auf Anfrage des Landesamtes, im September 1957 eine Inhaftierungsbescheinigung an das Amt, dazu die Bemerkung, dass eine Sterbeurkunde nachgereicht würde. Weiteres ist dazu nicht bekannt. Im Juni 1983 beantragte eine Frieda W. aus Pfinztal-Söllingen (die verwandtschaftliche Beziehung konnte nicht geklärt werden) beim Amtsgericht Karlsruhe, Reinhold Repple für tot zu erklären. Das Gericht fragte beim Internationalen Suchdienst an, ob man dort über Unterlagen verfüge, "aus denen sich Näheres über das Schicksal des Verschollenen feststellen" ließe. Arolsen übersandte  daraufhin im September 1983 eine Kopie der Inhaftierungsbescheinigung von 1957 sowie eine vom Sonderstandesamt Arolsen ausgestellte Sterbeurkunde vom Todestag in Gusen an das Amtsgericht Karlsruhe. Über weitere Unterlagen würde man nicht verfügen. Daraufhin wurde das Verfahren zur Todeserklärung im Oktober 1983 eingestellt, da der Tod des Reinhold Repple nun mit der Sterbeurkunde amtlich feststehe. Ein weiterer Aktenvermerk weist daraufhin, dass im November 1992 noch ein Vorgang beim Landesamt für Wiedergutmachung Stuttgart, beziehungsweise seit 1. April 1992 bei seinem Nachfolger, dem Landesamt für Besoldung und Versorgung, anhängig war. Leider geht aus den uns vorliegenden Unterlagen, bis auf eine Ausnahme (Verfahren um Todeserklärung), weder hervor, wer die Anträge gestellt hat, noch was beantragt und wie beschieden wurde.
 
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Reinhold Repple Waldstraße 38 in Karlsruhe.


Quellen

ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen, Reinhold Repple
Korrespondenzakte T/D 599637

Staatsarchiv Freiburg
E 120/1 Nr. 4657 (Krankenakte Männer Heilanstalt Emmendingen)

Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)


© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Dezember 2023
www.kz-mauthausen-bw.de