Wilhelm Baust
27.06.1938 KZ Dachau
21.03.1939 KZ Mauthausen
18.02.1940 KZ Dachau
10.03.1941 KZ Mauthausen
ab 11/1944 KZ Auschwitz
bis 08.05.1945 KZ Leitmeritz
Wilhelm Baust wurde am 24. März 1899 in Hockenheim geboren, war evangelisch getauft und gelernter Schmied. Er war geschieden und Vater eines Kindes. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme am 5. Juni 1938 wohnte er in Stuttgart-Bad Cannstatt.
Baust war einer der reichsweit insgesamt 9.497 Männer, die im Juni 1938 auf Anweisung der Kriminalpolizei im Rahmen der zweiten großen Festnahmeaktion in diesem Jahr gegen sogenannte „Arbeitscheue“ in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen eingewiesen wurden. Festgenommen werden sollten: Wohnsitzlose, die nicht arbeiteten; Bettler mit und ohne Wohnsitz; Sinti und Roma und Menschen, die wie diese umherzogen, keine regelmäßige Arbeit verrichteten oder straffällig geworden waren sowie Personen, die zahlreiche Vorstrafen wegen Widerstands, Körperverletzung, Raufhändeln, Hausfriedensbruch und dergleichen hatten und „damit zum Ausdruck brachten, dass sie sich in die Ordnung der Volksgemeinschaft nicht einfügen wollen“.
Bausts Leidensweg durch mehrere Konzentrationslager nahm im KZ Dachau am 27. Juni 1938 seinen Anfang. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 33195 und wurde mit dem schwarzen Winkel der sogenannten „Asozialen“ und der Kategorie „AZR“ (Arbeitszwang Reich) gekennzeichnet.
Am 21. März 1939 erfolgte seine Verlegung in das KZ Mauthausen. Vom 18. Februar 1941 bis zum 10. März 1941 war er erneut im KZ Dachau und anschließend wieder im KZ Mauthausen. Laut eigener Angaben erfolgte im November 1944 sein Transport zum KZ Auschwitz. Über das KZ Groß Rosen kam er am 15. Februar in das KZ Leitmeritz, einem Außenlager des KZ Flossenbürg. Dort wurde er unter der Häftlingsnummer 86915 geführt. Das KZ Leitmeritz war das größte Außenlager des KZ Flossenbürg. Von den etwa 18.000 Häftlingen haben zirka 4.500 die Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht überlebt. Wilhelm Baust hatte Glück und konnte nach der Befreiung im Mai 1945 nach Hause zurückkehren.
Am 17. Dezember 1945 schrieb er an die Wiedergutmachungsstelle in Stuttgart und bat erfolglos um Unterstützung, da er infolge seiner langen Inhaftierung sein ganzes Bargeld (890 RM) und seine Zivilkleidung verloren habe. Vom Stuttgarter Wohlfahrtsamt erhielt er 1945 eine sogenannte Vorleistung für "politisch, rassisch und religiös Verfolgte" in Höhe von 766 RM.
Auf der Homepage „Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step“ wird Wilhelm Baust namentlich genannt. Dies ist vermutlich ein erster und bisher einziger öffentlicher Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.
Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf den letzten Wohnort vor der Verhaftung in der Brückenstraße 2 in Stuttgart-Bad Canstatt.
Quellen und Literatur
Staatsarchiv Ludwigsburg EL 350 I Bü 1205
ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.6 Inhaftierungsdokumente Dachau/ Wilhelm Baust
1.1.8 Inhaftierungsdokumente Flossenbürg/ Wilhelm Baust
https://memorial-archives.international/
Kolata, Jens: Zwischen Sozialdisziplinierung und „Rassenhygiene“. Die Verfolgung von „Asozialen“, „Arbeitsscheuen“, „Swingjugend“ und Sinti, in: Ingrid Bauz u.a. (Hg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenhollern, Stuttgart, 2013, S. 329 f.
Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: April 2022
www.kz-mauthausen-bw.de
27.06.1938 KZ Dachau
21.03.1939 KZ Mauthausen
18.02.1940 KZ Dachau
10.03.1941 KZ Mauthausen
ab 11/1944 KZ Auschwitz
bis 08.05.1945 KZ Leitmeritz
Wilhelm Baust wurde am 24. März 1899 in Hockenheim geboren, war evangelisch getauft und gelernter Schmied. Er war geschieden und Vater eines Kindes. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme am 5. Juni 1938 wohnte er in Stuttgart-Bad Cannstatt.
Baust war einer der reichsweit insgesamt 9.497 Männer, die im Juni 1938 auf Anweisung der Kriminalpolizei im Rahmen der zweiten großen Festnahmeaktion in diesem Jahr gegen sogenannte „Arbeitscheue“ in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen eingewiesen wurden. Festgenommen werden sollten: Wohnsitzlose, die nicht arbeiteten; Bettler mit und ohne Wohnsitz; Sinti und Roma und Menschen, die wie diese umherzogen, keine regelmäßige Arbeit verrichteten oder straffällig geworden waren sowie Personen, die zahlreiche Vorstrafen wegen Widerstands, Körperverletzung, Raufhändeln, Hausfriedensbruch und dergleichen hatten und „damit zum Ausdruck brachten, dass sie sich in die Ordnung der Volksgemeinschaft nicht einfügen wollen“.
Bausts Leidensweg durch mehrere Konzentrationslager nahm im KZ Dachau am 27. Juni 1938 seinen Anfang. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 33195 und wurde mit dem schwarzen Winkel der sogenannten „Asozialen“ und der Kategorie „AZR“ (Arbeitszwang Reich) gekennzeichnet.
Am 21. März 1939 erfolgte seine Verlegung in das KZ Mauthausen. Vom 18. Februar 1941 bis zum 10. März 1941 war er erneut im KZ Dachau und anschließend wieder im KZ Mauthausen. Laut eigener Angaben erfolgte im November 1944 sein Transport zum KZ Auschwitz. Über das KZ Groß Rosen kam er am 15. Februar in das KZ Leitmeritz, einem Außenlager des KZ Flossenbürg. Dort wurde er unter der Häftlingsnummer 86915 geführt. Das KZ Leitmeritz war das größte Außenlager des KZ Flossenbürg. Von den etwa 18.000 Häftlingen haben zirka 4.500 die Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht überlebt. Wilhelm Baust hatte Glück und konnte nach der Befreiung im Mai 1945 nach Hause zurückkehren.
Am 17. Dezember 1945 schrieb er an die Wiedergutmachungsstelle in Stuttgart und bat erfolglos um Unterstützung, da er infolge seiner langen Inhaftierung sein ganzes Bargeld (890 RM) und seine Zivilkleidung verloren habe. Vom Stuttgarter Wohlfahrtsamt erhielt er 1945 eine sogenannte Vorleistung für "politisch, rassisch und religiös Verfolgte" in Höhe von 766 RM.
Auf der Homepage „Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step“ wird Wilhelm Baust namentlich genannt. Dies ist vermutlich ein erster und bisher einziger öffentlicher Hinweis auf sein Verfolgungsschicksal.
Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf den letzten Wohnort vor der Verhaftung in der Brückenstraße 2 in Stuttgart-Bad Canstatt.
Quellen und Literatur
Staatsarchiv Ludwigsburg EL 350 I Bü 1205
ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.6 Inhaftierungsdokumente Dachau/ Wilhelm Baust
1.1.8 Inhaftierungsdokumente Flossenbürg/ Wilhelm Baust
https://memorial-archives.international/
Kolata, Jens: Zwischen Sozialdisziplinierung und „Rassenhygiene“. Die Verfolgung von „Asozialen“, „Arbeitsscheuen“, „Swingjugend“ und Sinti, in: Ingrid Bauz u.a. (Hg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenhollern, Stuttgart, 2013, S. 329 f.
Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: April 2022
www.kz-mauthausen-bw.de