Ferdinand Fessler (1908 - 1944)
03.12.1942 KZ Mauthausen
29.09.1944 gestorben in der Tötungsanstalt Schloß Hartheim
Ferdinand Fessler wurde am 21.08.1908 in Ulm geboren und katholisch getauft. Er hatte drei Geschwister. Die Mutter Anna, geborene Lehner, war Hausfrau, der Vater Josef Küfermeister. Die Familie wohnte in der Prittwitzstraße 14 in Ulm. Ferdinand besuchte die örtliche Volksschule und wuchs, so wird es in einer graphologischen Beurteilung des Zuchthauses Ludwigsburg vermerkt, in ärmlichen Verhältnissen auf. Er war ledig und hatte als Beruf Maschinenstricker angegeben.
Laut Strafregister vom April 1937 wurde Fessler bereits als Dreizehn- und Vierzehnjähriger mehrmals wegen Diebstahls bestraft. Vermutlich führte dies zu seiner Einweisung als Fürsorgezögling in das Konradihaus in Schelklingen, einer 1880 gegründeten "Rettungsanstalt für ältere katholische Knaben." Insgesamt nennt das Strafregister in den Jahren zwischen 1924 und 1935 zwölf Vorstrafen, mehrheitlich wegen Diebstahls. Zwischen den Gefängnisaufenthalten scheint es Fessler wiederholt in die Ferne getrieben zu haben. So war er in Italien und in der Schweiz auf Wanderschaft.
Seine Zeit in der Haft im Zuchthaus Ludwigsburg nutzte er um Italienisch zu lernen. Im Mai 1935 bat er den dortigen Gefängnisdirektor um Prüfungszulassung in Berlin. Aus den Akten geht nicht hervor, wie über seine die Bitte beschieden wurde.
Im April 1937 verurteilte die Große Strafkammer beim Landgericht Ulm Ferdinand Fessler zu sechseinhalb Jahren Haft und führte im Urteil aus, dass das Gericht zu der Überzeugung gelangt sei, "dass auch die empfindlichste Bestrafung nicht ausreichen wird, um den Angeklagten in Zukunft von neuen Rechtsbrüchen abzuhalten. (...) Es erscheint daher geboten, die Allgemeinheit auch für die Zeit nach der Strafverbüßung vor der durch den Angeklagten drohenden Gefahr zu schützen, und da hierzu kein anderes Mittel zu Gebote steht, war gem. § 42e StGB die Sicherungsverwahrung anzuordnen." Die Staatsanwaltschaft Ulm bat die Gefängnisdirektion in Ludwigsburg, Ferdinand Fessler nach Strafverbüßung im Februar 1942 nicht freizulassen, sondern seine Verschubung in die Sicherungsanstalt Straubing zu veranlassen.
Am 3. Dezember 1942 ist Ferdinand Fessler einer von mehreren "Sicherungsverwahrten", die als Neuzugänge im KZ Mauthausen registiert wurden. Er ist fortan Häftling Nummer 15678 und wird mit dem Kürzel "BV" (Berufsverbrecher) versehen. Dass Fessler nicht in der Sicherungsanstalt Straubing verblieb, sondern ins Konzentrationslager verbracht wurde, ging auf ein Abkommen zwischen Reichsjustizminister Thierack und Heinrich Himmler, dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, zurück. Die beiden hatten beschlossen, sogenannte "Langstrafler" zur "Vernichtung durch Arbeit" in Konzentationslager zu überstellen. Infolge dieses Abkommens wurden von Dezember 1942 bis Ende 1943 mehr als 2.200 „Sicherheitsverwahrungs"- beziehungsweise SV-Häftlinge ins KZ-Lagersystem Mauthausen eingewiesen.
Am 29.09.1944 ist Ferdinand Fessler im Alter von 36 Jahren in der Tötungsanstalt Schloß Hartheim verstorben.
Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf den elterlichen Wohnort in der Prittwitzstraße 14 in Ulm.
Quellen und Literatur
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 d V Bü 120 und Bü 1323
© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Tübingen
Stand: August 2024
www.kz-mauthausen-bw.de