Friedrich Habermaier (1887 - 1945)
15.05.1934 KZ Dachau
16.12.1942 KZ Natzweiler
11.09.1943 KZ Dachau
28.01.1944 KZ Majdanek
25.01.1945 KZ Mauthausen
20.03.1945 Tod im KZ Melk
Friedrich Habermaier wurde am 2. März 1887 in Heidelberg geboren und katholisch getauft. Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Am 2. Mai 1903 wurde seine zwangsweise Unterbringung in das badische Erziehungsheim Schloss Flehingen (bei Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe) vom Amtsgericht Heidelberg angeordnet. Der Grund waren drei Verurteilungen zu Gefängnisstrafen zwischen 10 Tagen und 5 Monaten wegen Unterschlagung und Diebstahl. Am 6. Januar 1904 wurde er dort eingeliefert, am 2. März 1907 wurde er dort entlassen. Später zog er nach Mannheim-Feudenheim und wohnte dort in der Talstraße 24. Sein Brot verdiente er sich als Fuhrmann.
Vermutlich gab es im Lauf der Jahre mehrere Strafverfahren und -urteile gegen ihn, denn nachdem ihn Kripobeamte am 16. Dezember 1942 in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass verbracht hatten (Häftlingsnummer 1733), wurde er dort als Homosexueller mit § 175 und zusätzlich als "Berufsverbrecher" registriert. Im Juni 1935 war der Straftatbestand des § 175 beträchtlich erweitert und das Strafmaß deutlich erhöht worden. Sämtliche sexuellen Handlungen zwischen Männern waren nun unter Strafe gestellt. In den KZ wurde der § 175 als Häftlingskategorisierung übernommen. Nach einem dreiviertel Jahr, am 10. September 1943, wurde er in das KZ Dachau überführt, wo er die Häftlingsnummer 50867, Kategorie "PSV"1 erhielt. Von Dachau kam Friedrich Habermaier am 28. Januar 1944 in das KZ Lublin-Majdanek im Generalgouvernement Polen. Im Außenlager Lublin-Lipovastraße, das die Deutschen Ausrüstungswerke (DAW)2 betrieben, wurde er als Arbeiter eingesetzt. Wohin er nach der Auflösung dieses Außenlagers im Juli 1944 gebracht wurde ist nicht bekannt, aber für den 25. Januar 1945 ist sein Zugang im Konzentrationslager Mauthausen vermerkt (Häftlingsnummer 118817). Nach kurzer Quarantäne wurde er am 29. Januar als "Hilfsarbeiter" in das Außenlager Melk weiterverschubt. Das im April 1944 in der niederösterreichischen Gemeinde Melk errichtete Lager diente unter der Tarnbezeichnung "Quarz" hauptsächlich der Rüstungsproduktion der Steyr-Daimler-Puch AG. Die Häftlinge mussten hierfür unter unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen ausgedehnte Stollen in den Berg treiben. Am 20. März 1945 starb Friedrich Habermaier hier mit 58 Jahren. Das Totenbuch, in dem in aller Regel fiktive Todesursachen eingetragen wurden, vermerkt als Todesursache "Herzversagen".
Die Markierung auf der Übersichtskarte zeigt die letzte Wohnadresse von Friedrich Habermaier: Talstraße 24 in Mannheim-Feudenheim.
__________________________________________________
1 Die von der Kriminalpolizei als Vorbeugehäftlinge eingewiesenen "Berufsverbrecher" (BV) wurden in den politischen Abteilungen der KZ oft unter dem Titel "polizeiliche Sicherungsverwahrung (PSV)" kategorisiert. Die "PSV" ist nicht zu verwechseln mit der von Gerichten angeordneten Sicherungsverwahrung, bei der die Gefangenen in der Obhut der Justiz blieben - bis auch sie Ende 1942 nach einer Vereinbarung mit Himmler en bloc an die SS und damit in die KZ, ausgeliefert wurden.
2 Das im Mai 1939 gegründete SS-Unternehmen Deutsche Ausrüstungswerke GmbH (DAW) betrieb mehrere Firmen in verschiedenen KZ und ließ zeitweise bis zu 18.000 KZ-Häftlinge für sich arbeiten. Die DAW-Lublin-Lipowastraße, angesiedelt in der Lipowastr. 7, waren im Dezember 1939 eingerichtet worden. Bei der sogenannten "Aktion Erntefest" wurden dort Anfang November 1943 13.000 jüdische Zwangsarbeiter und Lagerinsassen ermordet. Anschließend wurde das Lager Lipowastraße aufgelöst, im Januar 1944 aber neu belegt und nun als Außenlager des KZ Majdanek geführt. Am 22. Juli 1944 wurde es wegen des Vorrückens der Roten Armee aufgelöst.
Quellen und Literatur
ITS Digital Archive, Arolsen Archives
1.1.26.3 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Mauthausen/Friedrich Habermaier
1.1.6.2 Individuelle Häftlingsunterlagen Männer KL Dachau/Friedrich Habermaier
1.1.6.7 Schreibstubenkarten Dachau/Friedrich Habermaier
1.1.6.1 Dachau Zugangsbuch, DocID: 130431484
Searching Dachau Concentration Camp Records in One Step (https://stevemorse.org/dachau/dachau.html)
Memorial Mauthausen
(https://raumdernamen.mauthausen-memorial.org/)
https://www.der-liebe-wegen.org/Friedrich Habermaier (Biografie von Rainer Hoffschildt)
© Text und Recherche:
Sigrid Brüggemann, Stuttgart
Stand: Dezember 2022
www.kz-mauthausen-bw.de