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Georg Eisenmann

Eine Odyssee durch fünf Konzentrationslager

24.08.1940 KZ Dachau
03.09.1940 KZ Sachsenhausen
01.10.1940 KZ Neuengamme
20.10.1941 KZ Gusen
18.02.1943 KZ Mauthausen
18.06.1943 KZ Gusen

Georg Eisenmann wurde am 9. Mai 1904 in Cannstatt, dem heutigen Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, geboren. Ende Juli 1928 heiratete Georg Eisenmann Pauline geborene Weinhardt. Im November desselben Jahres kam die gemeinsame Tochter Ruth zur Welt. Eisenmann arbeitete damals bei der Beton- und Monierbau AG in Untertürkheim, Pauline Eisenmann bei der Firma Bosch in Feuerbach. Im Herbst 1930 wurde die Ehe geschieden. Die Geschiedenen hielten jedoch weiterhin Kontakt zueinander. Eisenmann besuchte Frau und Tochter in deren Wohnung. Tat er dies in betrunkenem Zustand, verliefen diese Besuche sehr gewalttätig. Im Jahr 1939 wurden zwei seiner Angriffe auf Mutter und Tochter angezeigt und es kam zu einer Gerichtsverhandlung vor dem Amtsgericht Stuttgart. Im August 1939 erging das Urteilt wegen „Kindsmisshandlung und fahrlässigem Vergehen der Volltrunkenheit“. Es lautete auf fünf Monate Gefängnis. Im Januar 1940 folgte eine weitere Verurteilung wegen „Bedrohung“ zu sechs Monaten Gefängnis. Zu diesem Zeitpunkt war er wegen Diebstahls, grobem Unfug, Sachbeschädigung und Körperverletzung in den Jahre 1921 bis 1930 bereits acht Mal vorbestraft.

Das Amtsgericht Stuttgart hatte in seiner Urteilsbegründung vom 19. Januar 1940 bereits angedeutet, dass die Polizei prüfen solle, ob bei Eisenmann nicht „die Verhängung von Vorbeugungshaft in Betracht kommt“. Bevor die Strafhaft Eisenmanns am 22. Juli 1940 im Gefängnis in Rottenburg am Neckar endete, befasste sich die Kriminalpolizeistelle Stuttgart mit seinem Fall und wandte sich Anfang Juni 1940 mit der Aufforderung an den Vorstand des Gefängnisses, Eisenmann „nach Strafverbüßung nicht auf freien Fuß zu setzen, sondern in das Gefängnis der Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart, Büchsenstraße 37, zu überstellen. Im selbigen Schreiben wurden die Fertigung einer Abgangsbeurteilung und eine Stellungnahme darüber erbeten, ob die Freilassung von Eisenmann verantwortet werden kann. Am 21. Juni 1940 lieferte der Gefängnisdirektor der Kriminalpolizeileitstelle seine Beurteilung: „Der kleine, kluge, als Arbeiter, solange er nicht sauft, tüchtige und fleißige Eisenmann hat eine starke Neigung zu Jähzorn und zu Trunk, und beide böse Neigungen spielen sich in die Hände. (….) Vielleicht könnte er in der entsprechenden Abteilung in Buttenhausen untergebracht werden“. Die Kriminalpolizei entschied jedoch gegen die Unterbringung Eisenmanns im Arbeitshaus in Buttenhausen. Sie ordnete stattdessen „polizeiliche Sicherungsverwahrung“ (PSV), an und veranlasste seine Einweisung ins Konzentrationslager.

Image
Dachau
Schreibstubenkarte KZ Dachau

Am 28. August 1940 kam Georg Eisenmann im KZ Dachau an. Er war Häftling Nummer 15472, Kategorie „PSV“ („polizeiliche Sicherungsverwahrung“) und hatte den grünen Winkel der „Kriminellen“ zu tragen. Zehn Tage später wurde er ins KZ Sachsenhausen bei Oranienburg überstellt. Auch dort blieb er nur für kurze Zeit. Am 1. Oktober 1940 ging es für ihn weiter ins KZ Neuengamme bei Hamburg und am 20. Oktober 1941 ins KZ Gusen. Hier war er Häftling Nummer 43413, nun jedoch der Kategorie „BV“ („Berufsverbrecher“). Sein Winkel war weiterhin grün. Im KZ Gusen wurde er von der DESt GmbH, einem Unternehmen der SS (Schutzstaffel) angeblich zum Steinmetz ausgebildet. Vom 18. Februar 1943 bis zum 18. Juni 1943 war Eisenmann im KZ Mauthausen und anschließend ein weiteres Mal im KZ Gusen. Hier enden die Nachweise über sein weiteres Schicksal.

Im Februar 1950 teilte der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes Bad Arolsen der Hauptbetreuungsstelle für politisch Verfolgte in Regensburg die Daten der diversen KZ-Haft Eisenmanns mit. Aus diesem Schriftwechsel geht jedoch nicht hervor, ob er persönlich, oder Angehörige, dort einen Antrag auf Entschädigung gestellt haben.
 
Die Markierung auf der Übersichtskarte weist auf die Wohnadresse vor der Verhaftung in der Werastraße 133 in Stuttgart.

 

Quellen
Staatsarchiv Sigmaringen: Wü 32/2 Z. 1991/89 Nr. 6409

ITS Digital Archive, Arolsen Archives:
1.1.26 Inhaftierungsdokumente Mauthausen/ Georg Eisenmann
1.1.6 Inhaftierungsdokumente Dachau/ Georg Eisenmann
6.3.3.2 Korrespondenzakte T/D 105513418

Bildnachweis
Schreibstubenkarte Dachau, Georg Eisenmann, ITS Digital Archive, Arolsen Archives


© Text und Recherche:
Ingrid Bauz, Stuttgart
Stand: September 2021
www.kz-mauthausen-bw.de